Serbin 25 September 1876
Rev. C. Braun, Houston
Dear Brother!
The letter, which you are receiving, is important for the welfare of my family.
After both of us, I and Theresia, under God’s protection, arrived hale and hearty at Serbin, and after I had delivered my Wendish and German sermons
yesterday, Theresia’s suitor came in the evening to learn the final decision from me. I found that after consultation with my wife and with Theresia
and after considering carefully all circumstances and the situation, I felt pressed to refuse the suitor’s sought-after consent to marry Theresia. Now
what?
Now listen to my plan. I will bring my Theresia, so that she will get away from this situation and my Bernhard, so that he may find employment, to
Houston as soon as we received a satisfactory answer from you.
Theresia Martha, born on 7 December 1856, is a lovely, obedient child and has developed herself into a seamstress. During the past years she has
produced a large number of women’s dresses and hats or bonnets for herself and others and is at the present swamped with orders. She cuts everything
herself and skillfully sews with or without a machine.Yet she does all the work in the house such as washing, ironing, scrubbing, etc. Only in cooking
is she somewhat lacking because her mother sees to that herself. You and your wife and Madam Mark should contemplate which position she can next
occupy as seamstress in Houston this winter.
Bernard Robert, born on 31 March 1858, is likewise a good child, but is somewhat backward in the family. He is a slender healthy slender fellow and
since his childhood has shown a tendency towards woodworking. He takes care of whatever else comes up in the household. But the tragedy is that there
is no master craftsman with whom he can work. So he must, out of necessity, work for the farmers. He has no specific, permanent occupation. He has
already helped build two structures, one in Serbin and then Pastor Proft’s church. Because he has earned so little with his planing, he has become
disheartened. He wonders if he could not find a cabinet maker or a woodworker in Houston who could better use him. Here in Serbin he can become
nothing except a farm hand. As soon as you have found some positions for Theresia and Bernhard, write to me. I will immediately travel to you in
Houston with these two children, but I will write you first I have enough money that I can pay room and board for both children. As previously
stated, get Madame Mark’s advice. Greet also the dear Madame from me, and also your wife and children.
The conference went well. I selected a highly difficult theme which I preached word for word – and read it, that which I had never done in the 39
years of my ministry. Thereby I wanted to prevent verbal attacks. Everything was scripturally substantiated. So we went for a walk through the fenced
off biblical primeval forest. I wanted to get to know these people, if not the sick mania of slander had taken root. I believe that you have
understood my particular point of view. At all events, you have given me great honor by sticking with me on my walk. I probably would not have
ventured the walk if I had not known that you, dear brother, would be with me this time.
For your proven friendliness and helpfulness in behalf of me and my Theresia, I extend to you my sincere thanks and remain in the Lord,
Sincerely yours,
Johann Kilian, Pastor
[GRN; Biar]
Serbin am 25sten September 1876
Rev. C. Braun, Houston
Geliebter Bruder!
Den Brief, den Sie empfangen, ist für das Heil meiner Familie wichtig.
Nachdem wir beide, ich und Theresia, unter Gottes Schutz gesund und wohl im Serbin angekommen worden, und nachdem ich gestern meine Wendische und
meine Deutsche Predigt gehalten hatte, kam Abends der Freier der Theresia um das letzte Wort von mir zu vernehmen. Ich fand nach Rücksprache mit meine
Frau und mit Theresia und nach allen reiflichen Verhältnisse? u Umstand? mich gedrungen dem Freier die begehrte Einwilligung zur Heirath mit Theresia
zu verweigern. Dabei was nun?
Hören Sie meinen Plan. Ich will meine Theresia, damit sie aus der hiesigen Stellung heraus kommt, und meinem Bernhard, damit er eine Anstellung
hinein kommt, nach Houston bringen, so bald Sie mir werden günstig geantwortet haben. Theresia Martha, geboren den 7ten December 1856 ist ein
liebliches, gehorsames Kind und hat zur Nähterin sich aus sich selbst herausgebildet. Sie hat in den letzten Jahren eine ganze Menge Frauenkleider u
Hüte oder Bonnets für sich und andere verfertigt, und wird zu Zeiten überlaufen von Bestellerinen. Sie schneidet Alles selbst zu u näht mit und ohne
Maschine geläufig. Dabei thut sie alle Arbeit im Hause als da ist Waschen, Plätten, Scheuern u. s. w. Nur im kochen ist sie wohl noch etwas zurück,
weil ihre Mutter das selbst besorgt. Sie sollen nun mit Ihrer Frau Gemahlin und mit Madame Mark überlegen, welche Stellung sie zunähst für diesen
Winter in Houston als Nähterin einnehmen könnte.
Bernard Robert, geboren den 31sten Mærz 1858, ist gleichfalls ein gutes Kind aber in der Familie etwas zurückgesetzt. Er ist aber ein schlanker
gesunder Mensch und hat von Kind auf eine Neigung zu Holzarbeiten gezeigt. Was sonst in der Wirthschaft vorkommt, besorgt er auch. Aber das Leiden
ist, daß er hier keinen Meister finden kann, bei dem er immer arbeiten könnte. So muß er als Nothnagel den Farmern helfen. Er hat keinen bestimmten,
festen Beruf. Er hat zwar schon 2 Häuser aufbauen helfen, eins in Serbin und dann die Kirche des Pastor Proft. Weil er aber mit seinen Hobeln nur
wenig __hts verdient hat, so ist sein Muth klein geworden. Er fragt sich, ob er nicht in Houston einen Tischler oder Holzarbeiter finden könnte u der
ihn __er beschäftigen könnte. Hier in Serbin kann nichts aus ihm werden, als etwa ein Bauernknecht.
Sobald Sie nun für Theresia und Bernhard Wege ausgefunden haben werden, schreiben Sie mir. Ich werden dann mit diesen beiden Kindern vorzüglich
wieder zu Ihnen nach Houston reisen, Ihnen aber vorher schreiben. Geld habe ich so viel daß ich Boarding und Logis für beide Kinder bezahlen kann.
Nehmen Sie, wie bereits gesagt ist, auch Madam Mark in den Rath. Grüßen Sie auch die liebe Madam von mir, wie auch Ihre Frau Gemahlin und Kinder.
Die Conferenz ist gut abgelaufen. Ich wählte ein Halsbrechendes Thema, __ predigt vom Wort zu Wort auf und las sie, was ich in den 39 Jahren meiner
Amtsführung niemals gethan habe. Ich hatte dabei mögliche Angriffe ____. Es sollte für solche Fälle Alles schriftlich vorliegen. So sind mir in den
ausgefenzten biblischen Urwald spazieren gegangen. Ich wollte wissen, in wie weit die tiefere theologische [Fo]rschung in der Conferenz freigegeben
ist. Ich wollte die Leute kennen lernen ob nicht die Krankheit der Verketzerungssucht Wurzeln gefaßt hat. Ich glaube, daß Sie mein eigenthümliches
Auftreten gleich verstanden haben. Wenigstens haben Sie mit großer Auszeichnung auf meinem Gange mir durchgeholfen. Ich hätte wohl auch überhaupt den
Gang nicht gewagt, wenn ich nicht gewußt hätten, daß Sie, lieber Bruder, dießmal dabei sein würden.
Mir und meiner Theresia erwiesene Freundlichkeit und Hülfe sage ich Ihnen deinen ergebensten Dank und bleibe im Herrn Ihr ergebener
Johann Kilian, P.
[GRN; Biar]