Serbin, Lee Co. Texas 12 April 1876
Rev. Prof. C. F. W. Walther, St. Louis

The Very Reverend President!

You wrote me a letter for my birthday on March 22 that at first I did not know how to answer. The letter was so strange that I cannot find the appropriate wording for an answer.

Nevertheless I must write to you. Old affection, that does not decay, demands it. Through your writing I have been completely reassured on everything that has happened. My chief concern, that you might have been opposed to me, has disappeared.

But two important questions yet remain. If I should or should not go to Synod and what will happen to Serbin and on the Yegua.

Concerning my attendance at Synod, I do know that you are deeply involved at every Synodical assembly and that in the weariness you would have left over only some hours at night for me. Therefore neither a conference or Synod nor speaking with many could help in my present circumstances. So why the travel costs? I certainly have much on my heart that I want to tell you. But as I learned at the Synodical meeting in 1860, so I maintain that during a Synod little of substance can be settled.

I certainly have a great desire to visit you, but at a time when you are free and discuss matters with me. For when I once come, so I want you, my dear old friend, all to myself.

I have not heard the wishes of my congregation whether or not I should go to Synod because of confirmation many workers.

On Judica Sunday, I installed Pastor Proft in the newly constructed Eben Ezer congregation on the West Yegua. Kindly publish the enclosed notice in the Lutheraner C. Teinert, whom I have not seen in three years played the Melodeon beautifully for me. That was the Peace of Tilsit (1807) after which the thunder of cannon could be heard.

C. Teinert is Napoleon, who took away half of my kingdom. And you are Tsar Alexander, who will help me regain my kingdom. I am now counting on you and the Synod.

Here is my plan. The obstinate majority congregation on the West Yegua should not receive a pastor but through a long wait, become mellow so that they no longer refuse to call Pastor Proft. Or will the Synod have two marginal parishes on the West Yegua which one pastor could easily serve. But a teacher is necessary there and should be provided by the Synod.

And Serbin would have more than enough with two pastors; more than satisfied with one when our people were united. I am pleased that an older, seasoned man comes here, with whom I can talk about the battles. With young people there is no place to start. Of this I am sure: Pastor Stiemke, an excellent person, but in the final analysis is Teinert’s servant, must be called away. His position is bogus. In 1873 Teinert and his fellows quite arbitrarily excluded themselves from our congregation, without even one person persecuting them or placing a barrier in their path. Many families have since joined these people. These are therefore also to be considered as rebellious. My congregation will soon clarify for you what you from hindsight and love has up to now tolerated. But they should be provided with a school teacher.

What does the Synod truly gain if it helps the rebellious ones and does not ____ me and my congregation that through the actions of the Synod is only weakened? Will Synod be expected to continually staff 5 parishes where in the final analysis, two pastors would be sufficient, one on the West Yegua and one in Serbin.

A union of both congregations in Serbin of St. Paul and St. Peter congregations could be accomplished easily, if I were called away and everything became German. My congregation could much easier have a German pastor than the Teinert party, which now Pastor Stiemke oversees. They are much more original [first generation] Wendish than my congregation, and yet it became German. Understanding God’s word is no longer the major issue in Serbin, but party loyalty is the major factor. That explains my conduct, which until now received the endorsement of the Synod, has become tired.

But where should I go when someone calls me? The Wendish factor would not be in the way. Because Wends who absolutely do not understand German, leave me when they seize party spirit. And as for myself, I am as good in German as in Wendish. I would also be ever so much in the North as here.

But I have a son at the high school in Fort Wayne and still have another dependent son and two dependent daughters who are still at home. But my present pastorate pays me $600 annually; in a profitable year still more. If I obtained a pastorate that brought in less, I would dismount a horse for a donkey. Yet it would be considered.

The situation hereabouts will be clear for you even though I am not going to Synod. But I would like to talk with you about things on my heart at a time when there is no Synodical convention. That is how I feel now. I remain in the Lord

your servant,
Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]



Serbin, Lee Co. Texas am 12 April 1876
Rev. Prof. C. F. W. Walther, St. Louis

Hochwürdiger, geliebter Herr Präses!

Sie haben mir meinem Geburtstage, am 22sten März d. J., einen Brief geschrieben, den ich nicht recht zu erwiedern weiß. Der Brief ist so seltsam, daß ich die Fassung nicht finden kann, passend zu antworten.

Dennoch muß ich Ihnen schreiben. Dazu treibt alte Liebe, die nicht rostet. Ich bin durch Ihr Schreiben vollständig beruhigt über Alles, was geschehen ist. Meine Hauptsorge, Sie möchten gegen mich sein, ist verschwunden.

Aber es bleiben noch zwei wichtige Fragen, ob ich zur Synode kommen soll oder nicht, und wie es in Serbin und an der Yegua nun werden soll.

Was mein Kommen zur Synode anbelangt, so weiß ich, daß Sie bei jeder Synodalversammlung schwer beschäftigt sind und daß Sie in der Ermüdung für mich nur Stunden der Nacht übrig hätten.

Sodann kann weder eine Conferenz oder Synode noch ein Gespräch mit Vielen nur in meinen jetzigen Umständen etwas helfen. Wozu also die Reisekosten? Ich hätte allerdings Vieles, was ich auf dem Herzen habe, Ihnen mit zutheilen. Aber wie ich die Synodalversammlungen in Jahre 1860 kennen gelernt habe, so halte ich dafür, daß während einer Synode sich wenig Gründliches abmachen läßt.

Ich habe allerdings große Lust, Sie zu besuchen, aber zu einer Zeit, wenn Sie frei sind und mit mir sich abgeben können. Denn wenn ich einmal komme, dann will ich Sie, meinen lieben alten Freund, ganz für mich allein haben.

Ich habe die Meinung meiner Gemeinde noch nicht gehört, ob ich zur Synod gehen soll od.[oder] nicht wegen der Confirmationen u. vielen Arbeiten die dem vor _____ ka__ obliegen. Am Sonntage Judica habe ich den Pastor Proft bei der neugebildeten Eben Ezer Gemeinde an der West Yegua eingeführt. Die beiliegende Notiz werden Sie gütigst im Lutheraner bekannt machen. C. Teinert, den ich seit 3 Jahre nicht mehr sah hat mir schön das Melodeon dazu gespielt. Das war der Freide von Tilsit (1807), nach welchen der Kanendonner sich bald wieder hören ließ.

C. Teinert ist Napoleon, der mir mein halbes Reich abgenommen hat. Und Sie sind der Kaiser Alexander, der mir zu meinen Reiche wieder verhelfen wird. Ich rechne jetzt auf Sie und auf die Synode.

Aber nun mein Plan. Die trotzige Majoritätsgemeinde an der West Yegua soll keinen Pastor bekommen, sondern durch langes Warten mürbe werden, daß sie den Pastor Proft zu berufe sich nicht mehr weigern. Oder will die Synode an der West Yegua, zwei Hungerstellen haben, welche doch Ein Pastor sehr gut verhalten kann? Aber ein Schullehrer ist dort nötig und den soll ihnen die Synode schaffen.

Und Serbin würde auch an zwei Pastoren vollauf genug haben, wohl auch mit einem zufrieden, wenn unser Volk einig ware. Es freut mich, daß ein alter vernünftiger Mann hieher kommt, mit dem ich die Sachlage besprechen kann. Mit den jungen Leuten ist einmal nichts anzufangen. Aber das steht fest bei mir: P. Stiemke ein vorzüglicher Mann, der aber doch zuletzt nur ein Diener Teinert's ist, muß abgerufen werden. Seine Stellung ist falsch. Teinert und Genossen haben sich im Jahre 1873 von unserer Gemeinde ganz willkürlich ausgeschlossen, ohne daß irgend ein Mensch sie verfolgt und ihnen etwas in den Weg gelegt hat. Diesen Leuten sind nun noch viele Familien beigetreten. Diese sind natürlich als auch Abtrünnige zu betrachten. Meine Gemeinde wird ihnen das nächstens erklären müssen, was sie aus Rucksicht und Liebe bisher noch unterlassen hat. Aber einen Schullehrer soll man ihnen schaffen.

Was will die Synode eigentlich damit, daß sie allen Aufrührern hilft und mich und meine Gemeinde nicht richtet die durch die Maßregeln der Synode nur geschwächt wird? Will die Synode immerfort 5 Pfarrstellen zu besetzen haben wo am Ende 2 Pfarrer hinlänglich sind, einer an der West Yegua und einer in Serbin?

Eine Vereinigung der beiden Gemeinden in Serbin der St. Pauls u St. Petri Gemeinde wäre leicht herzustellen, wenn man mich wegriefe. Dann würde hier Alles Deutsch. Meine Gemeinde könnte weit eher einen deutschen Pastor haben, als die Teinert'sche Partei, den jetzt P. Stiemke vorsteht. Dieselbe ist weit mehr Stockwendisch, als meiner Gemeinde, und doch ist sie Deutsch geworden. Es in Serbin gar nicht mehr die Hauptsache, Gottes Wort zu verstehen, sondern Parteitrieb ist die Hauptsache. Darum bin ich des Gebahrens, das doch von der Synode bisher unterstützt wurde, müde geworden.

Aber wo soll ich hin, wenn man mich wegruft? Das Wendische würde mich nicht stören. Denn Wenden, die das Deutsche ganz und gar nicht verstehen, gehen von mir fort, wenn der Parteitrieb sie erfaßt. Und ich für meine Person bin eben so gut Deutsch, als Wendisch. Ich würde auch eben so gern bei Ihnen im Norden sein als hier.

Aber ich habe einen Sohn auf der hohen Schule in Fort Wayne und habe noch einen andern unversorgten Sohn und zwei Töchter, die nicht versorgt sind zu Hause. Meine jetzige Pfarrstelle bringt mir aber 600 Dollars jährlich ein, in günstigen Jahre auch mehr. Bekäme ich nun eine Pfarrstelle, die weniger eintrüge, so stiege ich vom Pferde auf den Esel. Das will doch bedacht sein.

Die Situation wird Ihnen hieraus wohl klar sein, ob gleich ich nicht zur Synode komme. Ihnen aber möchte ich meine Herzensanliegen zu einer Zeit da keine Synodalversammlung ist mitheilen. So ist jetzt meine Stimmung. Ich verbleibe im Herrn Ihr ergebener

Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]