Frohna, October 20, 1874
Honored Pastor!
I received your dear letter on the 3rd of this month. I was thoroughly surprised and rejoiced greatly in it. And your affection toward your teacher,
which I not only inferred from your letter, but could also perceive from the clear and distinct words, necessarily aroused in me the feeling and the
obligation to an always-greater mutual love. Yes, your letter was and is so important to me that I nearly on each sentence intend to reply something
of the same.
It appears strange to me, that you by writing your letter in the present difficulty, that you should address me. And when you write, that my previous
letter not so much for a thanks, but much more can be seen as an outpouring of my love toward you, so I will reply to both for my part. But if you
look at my thanks as boundless, as you, according to your opinion as schoolteacher, yet have received very little glory. Therefore I say, one should
also give thanks for the little. And then do you mean to say, that the dear God not also blesses the little and when it is healed (made holy), will
also be able to produce great fruit?
I do not believe, as you have written, that the calling of a schoolteacher in the year 1867 has been the cause of your church split. How then can
this calling have caused it, as yet the congregation was united in this call? No, the call is not the cause of the split, but the underlying
circumstance, which I of course do not know on account of my absence. Your question, if I didn’t have the desire to become a Pastor, in which I must
yet go to St. Louis for a year, I must quite decidedly answer with “No”. For I look upon my present call as a godly one. And it would therefore be a
misdeed for me to reach into God’s leading.
What you wrote concerning your son Herman Theodor, is my highest cheer. I wish God’s kingdom blessing to his weighty and heavy purpose. Please greet
him from me in your letter. Your greeting to Pastor Koestering I have not been able to deliver as he already departed as a delegate to Synod.
For a long time I have already desired to ask you if you might still have left over a notebook of Wendish songs which is still published in Germany?
I have forgotten the title of the booklet.
I am yet, God be praised, quite well, yes much livelier than ever in Texas. Much work – mixed school with 64 children – No considerable sickness in
the whole area – It has already frozen much; I have fire in the school daily – As the Pastor is traveling, I have much to do – Allows him the work, so
I ask you, to write me again. Greet everyone quite friendly from me, those who have permitted greetings to me. Always in love I remain your thankful
teacher,
M. Wukasch
It is midnight and therefore I must close.
[Translated by H. Melvin Symmank]
Frohna, den 20sten Oct. 1874.
Geehrter Herr Pastor!
Am 3ten d. M. erhielt ich Ihren lieben Brief. Derselbe hat mich außerordentl. überrascht u. hoch erfreut! Und Ihre Liebe gegen Ihren Schüler, welche
ich aus Ihrem Briefe nicht schließen, sondern aus klaren u. deutl. Worten vernehmen kann, erregt in mir nothwendig das Gefühl u. die Verpflichtung zu
einer immer größeren Gegenliebe. Ja, Ihr Brief war u. ist mir so wichtig, daß ich fast auf einen jeden Satz desselben Etwas zu erwidern gedenke.
Es befremdet mich, daß Sie beim Schreiben Ihres Briefes in die Verlegenheit kommen, wie Sie mich anreden sollen. Und wenn Sie schreiben, daß Sie mein
voriges Schreiben nicht sowohl für einen Dank, als vielmehr für einen Erguß meiner Liebe gegen Sie ansehen können, so erwidere ich darauf, es ist
meinerseits Beides. Wenn Sie aber meinen Dank als grundlos ansehen, weil Sie sich nach Ihrer Meinung als Schullehrer doch sehr wenig Ruhm erworben
haben, so sage ich, man soll auch für das Wenige danken. Und meinen Sie denn, daß der liebe Gott nicht auch das Wenige segnen, u. wenn es geheiligt,
auch große Früchte daraus erwachsen lassen kann?
Ich glaube nicht, wie Sie schreiben, daß die Berufung eines Schullehrers, im Jahre 1867, die Ursache der Kirchentrennung gewesen ist. Wie kann denn
diese Berufung dazu geführt haben, da doch die Gemeinde diesen Beruf einig ausgestellt hat? Nein, die Berufung an sich war nicht die Ursache der
Trennung, sondern die hinzugekommenen Umstände, welche ich freilich wegen meiner Abwesenheit nicht kenne. Ihre Frage, ob ich nicht Lust hätte Pastor
zu werden, indem ich noch ein Jahr nach St. Louis ginge, muß ich ganz entschieden mit „Nein“ beantworten. Denn ich sehe meinen gegenwärtigen Beruf für
einen göttlichen an. Und es wäre deshalb von mir ein Frevel, so in Gottes Führung einzugreifen.
Was Sie von Ihrem lieben Sohn Herrmann Theodor schreiben, ist mir höchst erfreulich. Ich wünsche ihm zu seinem wichtigen u. schweren Vorhaben Gottes
reichen Segen. Bitte grüßen Sie ihn brieflich von mir. Ihren Gruß an Pastor Koestering habe ich nicht ausrichten können, weil er schon zur
Delegaten-Synode abgereist ist.
Schon längst wollte ich Sie fragen, ob Sie nicht noch ein Heft der wendischen Lieder übrig haben, welches Sie noch in Deutschland herausgegeben
haben? Den Titel des Büchleins habe ich vergessen.
Ich bin noch, Gott sei Dank, recht wohl, ja viel munterer als je in Texas. Viel Arbeit. – Gemischte Schule von 64 Kindern. – Keine bedeutende
Krankheit in der ganzen Umgegend. – Es hat schon sehr gefroren; tägl. habe ich Feuer in der Schule. – Da der Pastor verreist, habe ich viel zu thun. –
Erlaubts Ihnen die Arbeit, so bitte ich Sie, mir wieder zu schreiben. Grüßen Sie Alle recht freundl. von mir, die mich haben grüßen lassen. In steter
Liebe verbl. ich.
Ihr dankbarer Schüler
M. Wukasch.
Es ist 12 Uhr Nachts u. deshalb [muss ich] schließen.
[Transliterated by Christian Symmank]