Serbin, Lee Co. Texas 19 August 1874
The Rev. L. Lochner, Richmond
Dear Pastor,
I received your letter of 2nd August, this year. It is difficult for me to answer because I cannot give advice about a residence in Texas to the
sickly young man, Jacob Böhm, who came to you from Michigan.
The area of Texas in which I live is a fever-region. Every year in the heat season from June to October, more or less, all kinds of bilious fever
rage, that often ends in death. Last year it was bad. There were few families, in which no one suffered from fever. I myself lay sick for one fourth
of the year. Things are better this year. Yellow fever, indeed, seldom comes outside from the flat lands around Houston to the rolling part of Texas
on this side of the Brazos. But the fever that brings us here so much misery and entails such doctor fees, convinces me that I should not lure anyone
here. Further to the west, where Texas is more hilly, it is supposedly healthier. But I am unfamiliar with that area.
Cotton is the primary crop in this middle part of Texas. To be sure the picking of cotton is light work but fatiguing because of the summer heat. The
other major crop is corn. But it is necessary, because of the weeds, which always proliferate with the cotton as well as the corn, to work with plow
and with the hoe. Workers are needed in the gins where the cotton is separated from the seeds, but those are healthy people. Hewing of fence rails,
work which is often pursued in winter, is hard. And so also the condition of the immigrant in general is impoverished.
Therefore, I cannot advise the dear young man to come here. Texas lies too far to the south and still has to overcome many drawbacks, that I cannot
enumerate them all. My own wish is to leave Texas because of my health, and do not want to give anyone a reason that he should go through the hardship
of a southern climate.
Finally I would like to comment, that out of the area where I live, a new county was created, which is called Lee County.
I close and remain in love,
Sincerely,
Johann Kilian, P.
[GRN]
Serbin, Lee Co. Texas am 19ten August 1874
Rev. L. Lochner, Richmond
Hochehrwürdiger Herr Pastor!
Ihren Brief vom 2ten August d. J. habe ich empfangen. Es wird mir schwer zu antworten, weil ich dem kränklichen Jüngling Jacob Böhm, der aus
Michigan zu Ihnen kam, den Aufenthalt in Texas nicht anrathen kann.
Die Gegend von Texas in der ich wohne ist eine Fiebergegend. Da hausen alle Jahre in der heißen Zeit vom Juni bis zum October mehr oder weniger
allerlei Gallenfieber die oft der Tod bringen. Das vorige Jahr ist schlimm gewesen. Da waren wenige Familien, in denn kein Fieberkranker gewesen
wäre. Ich selbst lag ein Vierteljahr krank. In diesem Jahre geht es besser. Das Gelbfieber zwar kommt aus den Ebenen von Houston in den
wellenförmigen Theil von Texas diesseits des Brazos außerst selten herauf. Aber die Fieber die bei uns hier so viel Noth und Doctorkosten
verursachen, bestimmen mich daß ich Niemanden hieher locken mag. Weiter im Westen, wo Texas gebirgig ist, soll es gesünder sein. Aber ich bin da
unbekannt.
In diesem mittleren Theil von Texas wird hauptsächlich Baumwolle gebaut. Das Pflücken den Baumwolle ist allerdings eine leichte Arbeit und nur wegen
der Sommerhitze beschwerlich. Das andere Hauptproduct ist Maiskorn. Aber erfordert wegen die Baumwolle, wir den Maiskorn, des Unkrauts, das
immerfort wuchert, viel Arbeit mit denn Pflüge u mit der Hacke. In den Ginhäusern, in denen die Baumwolle von den Samenkörnern abgesondert wird,
werden Arbeiter gebraucht, dazu gehören aber gesunde Leute. Das Fenzriegelschlagen, welche Arbeit im Winter oft gesucht wird, ist schwer. Und da
auch die Verhältnisse der Einwanderer im Ganzen ärmlich sind.
Ich kann so dem lieben Jüngling nicht rathen, hieher zu kommen. Texas liegt zu weit im Süden und hat noch mit vielen Uebelständen zu kämpfen, die
ich nicht alle aufführen kann. Ich habe den Wunsch, um meiner Gesundheit willen Texas zu verlassen und will Niemandem Veranlassung geben, daß er die
Beschwerden des südlichen Klima's erfahre.
Zuletzt bemerke ich, daß aus der Gegend, in der ich wohne, dieses Jahr ein neues County gemacht ist, welches Lee County heißt.
Ich schließe und bin in Liebe Ev. Hochehrwürden ergebener
Johann Kilian, P.
[GRN]