St. Louis MO, 2 Jan 1870
Dear Pastor!
My last letter to you written to you from Germany indicated that the advice you gave me to come to St. Louis to further my studies in theology, has
been fulfilled. I have been here for the last four months. I like it here very much despite all the studying I have to do. I don’t have time to play a
music instrument. I don’t have time to write. I hope to find your understanding.
We have seven lessons per day except on Wednesday we have three and on Saturdays none.
Our professors are:
Professor Walther teaches Pastoral Theology
Professor Crämer teaches Homiletic, Dogmatic, Symbolic, Biblical History, and Latin
Dr. Präust teaches Church History and Logic
Professor Brauer Exegeses, Interpretation, Catechism, Symbolical Books
Pastor Brohm teaches English
The lessons here are more intense than they were in Hermannsburg. All students, ten altogether, who came with me from Hermannsburg, and had hopes to
be hired upon their arrival, had to study one more year in order to fulfill all requirements. Four other students went to Wisconsin, two to Columbus,
Ohio, and one to Canada. They were sent by Pastor Herms. The students who went to Wisconsin and Canada have been hired.
I would like to note, that our college is overcrowded with students. Most of them are poor and are supported by a number of Missouri Synod
congregations. But this is not the case to any large extent. The books which are needed for study, are very expensive. The students have to live a
very humble life. I am lucky I brought a considerable amount of books with me, but I did not bring all I need for my study here. I will have to buy
several more. God, whose will it is that I am here, will help me to find a way to buy the books and finish my studies.
I assume you have heard of the fire which burnt parts of the old college in Fort Wayne. The devil is our enemy. But he can only hurt us in our body.
Our hearts have been driven to the mountains, from which we receive godly help.
Best wishes for the new year. Regards to your family.
J. Proft
[Translated by Margot Hendricks]
St. Louis MO, 2 Jan 1870
Lieber Herr Pastor!
Aus meinem letzten Schreiben an Sie von Deutschland aus werden Sie ersehen haben, dass Ihr werter mir gegebener Rat, dass ich doch in St. Louis meine
Ausbildung für das heilige Predigt Amt nehmen möchte, in Erfüllung gegangen ist. Ich bin bereits vier Monate in St. Louis im College. Es gefällt mir
sehr gut hier trotz der vielen Arbeit, die ich hier habe. Sie ist es, welche mir die Zeit zum Spielen auf Instrumenten raubt. Sie ist es auch gewesen,
welche mich am Schreiben an Sie stets hinderte. Freundlichst werden Sie, lieber Herr Pfarrer, diese als eine Entschuldigung meines Nichtsschreibens
gelten lassen für dieses Mal.
Wir haben täglich sieben Stunden Unterricht ausgenommen am Mittwoch und Sonnabend. Am Mittwoch haben wir bloss drei, am Sonnabend keine Stunden.
Unsere Professoren sind
Herr Professor Walther erteilt uns Pastorale
Herr Professor Crämer Homiletik, Dogmatik, Symbolik, Biblische Geschichte und Latein
Herr Dr. Präust Kirchengeschichte und Logik
Herr Professor Brauer cannot read first two subjects, then Katechese und Symbolische Bücher
Herr Pastor Brohm Englisch
Der Unterricht hier ist ein gründlicher als der in Hermannsburg. Sämtliche Zöglinge, zehn an der Zahl, welche mit mir von Hermannsburg hierher
gekommen sind, und die gute Hoffnung hegten, gleich angestellt zu werden, mussten noch ein Jahr Studium ablegen, um gründlicher in der Lehre zu
werden. Ausser diesen sind noch vier nach Wisconsin, zwei nach Columbus, Ohio, und einer nach Canada von Herrn Pastor Herms hingeschickt worden. Die
Wisconsier und Canadier sind schon im Amt.
Bemerken muss ich noch, dass unser College fast überfüllt mit Studenten ist. Die Mehrzahl davon ist arm und wird von verschiedenen Gemeinden der
Missouri Synode unterstützt. Da dieses jedoch nicht in einem reichen Ausmass geschehen kann und die Bücher, welche erforderlich zum Studium sind,
furchtbar teuer bezahlt werden müssen, müssen die Studenten natürlich sehr eingeschränkt leben. Glücklich kann ich mich schätzen, dass ich eine
ziemliche Anzahl Bücher mitgebracht habe, jedoch werde ich, weil ich nicht alle zum hiesigen Studium erforderlichen mitgebracht habe, noch mehrere
anschaffen müssen. Nun, der Herr, dessen Willen es ist, dass ich hier bin, wird auch Mittel und Ende meines Studiums im Auge haben.
Die traurige Botschaft von dem College Brand in Fort Wayne werden Sie bereits vernommen haben. Es ist das alte College. Das Mittelgebäude desselben
ist vollkommen , die Flügel teilweise niedergebrannt. Der Teufel ist uns Feind, aber schaden kann er uns doch nur durch diesen im Leiblichen. Unsere
Herzen hat er nur noch mehr dadurch zu den Bergen, von woher uns Hilfe kommt, getrieben.
Zum Schluss noch meine besten Wünsche zum Neuen Jahr. Viele Grüsse an die lieben Ihrigen.
Es grüsst Ihrer Fürbitte empfohlen, J. Proft
[Transliterated by Margot Hendricks]