[Pastor Kilian wrote this letter that Johann Dube rewrote into his own hand.]
Serbin, February 25, 1866.
To Christoph Krause in Serbin,
Dear Krause! You wrote two libelous letters to our pastor, with which you have not just affronted our pastor in his honor, but us in ours as well.
That is a guilt, which must be punished. You pretend that your fierceness against the pastor is justified and refer to the epistle Gal. 1. 8:9 and
insinuate with it, that in your eyes our pastor is one of the cursed preachers, that must be hated.
You condemn the pastor as a liar and you say that he stands under the crowd that orders him what he has to do. With it you accuse us as well, that we
are his seducers. You call us a „crowd“ and you see believers only in yonder community, probably therefore, because those have separated themselves
from the crowd, hold their sectarian hours, represent their methods of preaching and edification and have their usual way of spiritual conversation.
Do you really want that we with our pastor should betake ourselves under new laws and became slaves of men? Why else do you scold?
Your scolding would be bearable anyhow, if you just would tell the truth. But you wind yourself like a snake, only to be able to bite and you
interpret everything badly.
If the pastor says, that it is difficult to discover how it is about with the faith in the depth of the heart of each Christian, who sins, but not
speaks up against the word of God, so you pervert it that way, as if the pastor teaches, that the Christian not loses the faith by willful prevalent
sins.
If the pastor has praised baptized Christians as blessed, like Dr Luther in the Large Catechism, and preaches that way, like the first verse of the
hymn „All Glory Be to God on High“ pronounces, which are yet sung by entire congregations, and as written in Romans 10, 6-8, and represent the side of
God, so you pervert it that way, as if the pastor missed to say that, what is necessary on our side and not preached the penance, but praised
everything as believing what is baptized.
The goods of salvation are given to everyone in the baptism and in the word, but not everyone uses them in the faith. This both the pastor yet
teaches.
If the pastor says, that he rather calls the second rebirth of the baptized, who died by violations and sins „revival, conversion, renewal“ instead of
rebirth, because the late Lazarus (John 11) was not reborn, but revived, so you pervert it that way, as if the pastor teaches, that a baptized
Christian cannot lose the life completely and that the revival and renewal only can be experienced by the living and not by the dead. Or does it
depend on the word „revival“ or „renewal“ that in those, who are revived or renewed, still was a little life before their revival or renewal? Do we
think that, while singing the hymn 397, 1: What is living must decay, shall it become new differently. (Wendish: The bodies rot as grass, before they
renew.) Do we mean, that there is still a little life in the bodies, if they are rotted? According to this there is no „cursed teaching“, but you just
make a danged perversion.
If the pastor says, that law and gospel cannot and need not always preached that consecutively as it is written consecutively in the epistle to the
Romans and in the symbols and that the dispute is not about, if the law should be preached or not, but it is just about, which order and method of the
preaching should be, so you pervert it that way, as if the pastor teaches, that the law is unnecessary. And therefore this perversion is very strange
for us, because you write in your second letter on page 12: I have not said, that you evermore must teach that way, at first the law and then the
gospel. Those are the thoughts of the pastor as well. So why do you scold him? Hence you see, that a libelist must have a better memory than you have,
so that he does not contradict himself.
And if you remain adamant, as you say in the second letter on page 13, „that for the assured sinner the punishment of the law must come first“, so
you finally will have to scold the Lord Jesus as well, because he didn’t deal with the sinner in John 8, 10-11 as you want it to have. Or is adultery
not a willful sin?
These are just several examples of your perversions, with which you can see, how subtle and cunning you libel our pastor. We yet could itemize many
things out of both of your letters, that are untrue or perverted the worst way, if the labor would be worthwhile, that means, if we could bring you to
penance with it, that we show to you even better your bad habit. Solely it may be enough for this time. We furthermore are ready to present you to
your eyes even more of your negative virtue, if you need it for penance. In case it won’t be possible to humiliate your proud mind at least that far,
that you behave properly or remain silent, so we want to teach you by the secular law, to shut your libelous mouth and to put an end to your
calumnious letters.
On behalf of the congregational meeting
Johann Dube
appointed prosecutor
Serbin den 25 Februar 1866.
An Christoph Krause in Serbin.
Lieber Krause! Du hast an unseren Pastor zwei verleumderische Briefe geschrieben, mit welchen du nicht bloß unseren Pastor, sondern auch uns an der
Ehre gekränket hast. Das ist eine Verschuldung, die gestraft werden muß.
Du gibst vor, daß dein Grimm gegen den Pastor recht sei, und weisest auf den Brief Galat. 1. 8:9 hin und gibst damit zu verstehen, daß unser Pastor
vor deinen Augen einer der verfluchten Prediger sei, die man hassen müsse.
Du verdammst den Pastor als einen Lügner und sagst, daß er unter dem Haufen steht, der ihm befiehlt, was er thun soll. Damit verklagst du auch uns,
daß wir seine Verführer sind. Uns nennst du einen „Haufen“ und Gläubige siehest du nur in jener Gemeinde, vermuthlich deßwegen, weil sich jene von dem
Haufen abgesondert haben, ihre sectirischen Stunden halten, ihre Predigt- und Erbauungs-Methode vertreten und ihre gewohnte Weise geistlichen
Gespräches haben. Willst du etwa, daß wir mit unserem Pastor uns unter neue Gesetze begeben und Menschenknechte werden sollen? Warum schiltst du
sonst?
Dein Schelten aber würde noch zu ertragen sein, wenn du nur die Wahrheit redetest. Aber du windest dich, wie eine Schlange, um nur beißen zu können
und legest Alles übel aus.
Wenn der Pastor sagt, daß schwer zu erkennen ist, wie es im Herzensgrunde eines jeglichen Christen, der da sündigt, aber nicht wider das Wort Gottes
redet, mit dem Glauben steht, so verdrehest du das so, als ob der Pastor lehrt, daß der Christ durch mutwillige herrschende Sünden den Glauben nicht
verliere.
Wenn der Pastor getaufte Christen selig gepriesen hat, wie D. Luther im Großen Katechismus, und so gepredigt, wie der erste Vers des Liedes „Allein
Gott in der Höh‘ sei Ehr‘“ ausspricht, welchen doch ganze Gemeinden singen, und wie in Röm. 10, 6-8 geschrieben stehet, und Gottes Seite vertreten, so
verdrehest du das so, als ob der Pastor das, was auf unserer Seite nothwendig ist, zu sagen versäumte und die Buße nicht predigte, sondern Alles
gläubig priese, was getauft ist.
Die Güter der Seligkeit sind Jedem in der Taufe und im Wort gegeben, aber nicht Jeder gebrauchet sie im Glauben. Das lehrt doch der Pastor Beides.
Wenn der Pastor sagt, daß er die zweite Wiedergeburt der Getauften, die durch Uebertretung und Sünden gestorben sind, lieber „Erweckung, Bekehrung,
Erneuerung“ nenne, als Wiedergeburt, weil der tote Lazarus (Joh. 11) nicht wiedergeboren, sondern auferweckt worden ist, so verdrehest du das so, als
ob der Pastor lehrte, daß ein getaufter Christ das Leben nicht gänzlich verlieren könne und daß die Erweckung und Erneuerung nur Lebendige erfahren
können und nicht auch Todte. Oder liegt das in dem Worte „Erweckung“ oder „Erneuerung“, daß in denen, welche erweckt oder erneuert sind vor ihrer
Erweckung oder Erneuerung noch ein wenig Leben ist? Denken wir uns das, wenn wir singen Lied 397, 1: Was da lebet muß verderben, soll es anders werden
neu. (Wendisch: Die Leiber verfallen wie Gras, ehe sie sich erneuern.) Meinen wir, daß noch ein wenig Leben in den Leibern ist, wenn sie verfallen
sind? Demnach ist hier keine „verdammte Lehre“, sondern du machst nur eine verdammte Verdrehung.
Wenn der Pastor sagt, daß Gesetz und Evangelium nicht vermag und nicht braucht immerdar so hinter einander gepredigt zu werden wie es im Briefe an
die Römer und in den Symbolen hinter einander steht, und daß der Streit nicht darum ist, ob das Gesetz gepredigt werden soll oder nicht, sondern nur
darum, welch eine Ordnung und Methode des Predigens sein soll, so verdrehest du das so, als ob der Pastor lehrte, daß das Gesetz unnöthig ist. Und
diese Verdrehung ist uns deshalb sehr wunderlich, weil du in deinem zweiten Briefe S. 12 schreibst: Ich habe nicht gesagt, daß man immerfort so lehren
müsse, zuerst Gesetz und dann Evangelium. Das sind des Pastors Gedanken auch. Warum schiltest du ihn denn? Daraus siehest du, daß ein Verleumder ein
besseres Gedächtniß haben muß, als du hast, auf daß er nicht sich selbst widerspreche.
Und wenn du darauf stehen bleibst, wie du im zweiten Briefe S. 13 sagst, „daß für den sichern Sünder zuerst des Gesetztes Strafe gehört“, so wirst du
zuletzt auch Herrn Jesum schelten müssen, daß er mit der Sünderin Joh. 8, 10-11 nicht so verfahren ist, wie du es haben willst. Oder ist Ehebruch
nicht mutwillige Sünde?
Das sind nur etliche Exempel deiner Verdrehung, an welchen du erkennen kannst, wie fein und geschickt du unseren Pastor verleumdest. Wir könnten noch
Vieles, was unwahr oder aufs Ueble gedrehet ist, aus deinen beiden Briefen aufführen, wenn sich die Mühe lohnete, das heißt, wenn wir damit, daß wir
dir deine Unart noch besser zeigen, dich zur Buße bringen könnten. Allein es sei auf dieses Mal genug. Wir sind ferner bereit, dir noch mehr deiner
Untugend vor die Augen zu stellen, wenn du es zur Buße brauchst. Falls es aber nicht möglich sein wird, deinen stolzen Geist zum wenigsten so weit zu
demütigen, daß du anständig seiest oder schweigest, so wollen wir dich durch das weltliche Recht lehren, deinen verleumderischen Mund zu halten und
deinen Lästerbriefe ein Ende zu machen.
Im Namen der Gemeindeversammlung
Johann Dube
angestellter Klageführer