To Matthes Domaschk in Serbin
Serbin April 3, 1864
Beloved brother,
The congregational meeting, held this day commissioned me to answer your letter of April 3rd this year in writing.
To make it possible for you to get a deeper insight into the matter I am sending you in advance the following general remarks:
(1) Our church community is not a community of constraint, but a voluntary community of love and unity.
(2) Therefore our church laws are not orders of constraint, but regulations of love and unity. These regulations are a prepared road on which love
and unity travels. No one is bound to those orders except he who considers himself to be bound through the love to travel on that referred road.
(3) In the well-attended congregational meeting of January 24 this year, no voice was raised, except a short remark by J. Handriks, against the
resolutions mentioned in your letter so that a belated dissatisfaction is unexpected for me.
(4) One dollar according to its monetary value in Texas is such a small yearly contribution that for this a man would work just a single day.
I must also inform you how I conceived of to request the two mentioned changes to the duty regulations made on December 27, 1856. The question was
raised how the old regulation fits when a farmer or landowner, as for example Lorenzk, leaves the congregation but the whole family remains with the
congregation. Then until now several farmers had paid me the yearly dollar for their adult sons and daughters, but others had not. And also several
young self-supporting persons had not paid anything. To overcome this disparity the decision was made that every congregation member between 16 and 60
years of age was obligated to yearly pay one dollar to the pastor.
Besides, it was also my intention in dealing with the young whose position has been defined and established, that I might communicate to them that
every dollar is to be a free will gift of love. Should love not be the driving force, then give according to ability. I would not that this young
people would accustom itself to a non-giving mentality.
The whole misunderstanding consists therein that distinct contributions to the congregation are regarded as worldly taxes, although gifts to the
church are such that are neither expected or demanded even then when love is lacking. So I am of a mind to set this Dollar entirely in the free will
of the congregation members and = to see what the free love will do.
Concerning the funerals it was decided on December 27, 1856 that for a funeral with one sermon a half dollar would be expected, and for a funeral
with two sermons one dollar has to be paid. But since then I have had funerals of all kinds, so that sometimes I did not know what to collect when
people came to pay. Nothing was said about what a collect (prayer), an obituary [Ehrengedächtnss] and a report would cost. For this reason I wanted to
remedy this imperfection, so that I always would definitely know what to take each time. The increase was so insignificant that I wonder why a word
can be wasted about it. But the main point is that in the congregational meeting on the 24th of January when the improved gradation of funeral dues
was proposed nobody had a word against it. It is apparent that the devil afterward took the opportunity to tear apart the congregation. Up to the
present I have dunned no one, and will when the people come to me to pay, now will have consideration for the bad circumstances. To burden the poor
does not enter my mind. But I would like to bring about improved regulations, which, because all payments to the church are voluntary contributions of
love, can never become burdensome to the poor.
If there are families who would like to leave the congregation, before they know for what reasons the two changes in the payment guidelines were
decided by a congregational meeting and without having the dissatisfied ones will pursuehad a word against it in a public congregational meeting, so
regarding the building of the church from such people there is not much to hope even if they would stay. For a congregation shall not count but weigh.
Furthermore in the next congregation meeting a motion can be made how the matter of payments might be regulated even better. Good convincing reasons
will always be willingly heard. With the hope that the dissatisfied ones will pursue this correct and open way,
I remain in the Lord,
Your Johann Kilian Pastor
[Biar, Christian Symmank]
Serbin den 3ten April 1864
An Matthes Domaschk in Serbin
Geliebter Bruder!
Die am heutigen Tage gehaltene Gemeindeversammlung hat mir aufgetragen, Ihnen auf Ihre Zuschrift vom 3ten April dieses Jahres schriftlich zu
antworten.
Um Ihnen nun gleich einen tiefern Einblick in die Sache möglich zu machen, schicke ich folgende allgemeine Bemerkungen voraus.
1) Unsere Kirchengemeinschaft ist nicht eine Gemeinschaft des Zwanges, sondern eine freiwillige Gemeinschaft der Liebe und Einigkeit.
2) Daher sind auch unsere Kirchengesetze keine Gesetze des Zwanges, sondern Ordnungen, der Liebe und Einigkeit. Diese Ordnungen sind ein gemachter
Weg, auf welchem die Liebe und Einigkeit wandelt. Niemand ist an dieselben gebunden, als wer sich durch die Liebe gebunden achtet, den bezeichneten
Weg zu gehen.
3) In der zahlreichen Gemeindeversammlung am 24 Januar dieses Jahres hat sich gegen die in Ihrem Briefe gedachten Beschlüsse außer einer kleinen
Bemerkung von J. Handrick keine einzige Stimme erhoben, so daß mir eine nachträgliche Unzufriedenheit unerwartet kommt.
4 ) Ein Dollar ist nach dem Geldwerth in Texas eine so geringe jährliche Gabe, daß mir dafür ein Mann nur einen einzigen Tag arbeitet.
Ich habe Ihnen aber nun auch zu erzählen, wie ich dazu gekommen bin, [frayed] die beiden gedachten Aenderungen der am 27sten December 1856 gemachte
Abgabeordnung anzutragen. Es war die Frage enstanden, wie die alte Ordnung paßt, wenn ein Farmer oder Wirth, wie z. B. Lorenzk, die Gemeine verläßt,
die ganze Familie aber bei der Gemeine bleibt. Sodann hatten bisher einige Wirthe für ihre erwachsenen Söhne und Töchter den jährlichen Dollar an mich
gezahlt, andere aber nicht. Und auch manche selbständige junge Personen hatten nichts gezahlt. Dieser Ungleichheit abzuhelfen, ist der Beschluß
gemacht worden, daß jedes Gemeindeglied vom 16 bis zum 60 Altersjahre an den Pastor jährlich einen Dollar zu entrichten hat.
Nebenbei ist auch meine Absicht gewesen, mit der jungen Gemeine deren Statuten heute bestätigt worden sind, so in Verkehr zu kommen, daß jedes
Gesellschaftsglied den jährlichen Dollar freiwillig und gerne gibt, weshalb ich diesen Dollar nicht von den Eltern, sondern von den jungen Leuten
selbst erwarte, aber nicht fordere.
Der Dollar soll nicht eine Steuer sein, sondern eine freiwilllige Gabe der Liebe. Und wenn die Liebe den Dollar nicht hat, so gibt sie nach Vermögen.
Denn an das Nichtsgeben soll sich die junge Gemeine nicht gewöhnen.
Das ganze Missverständniss besteht darin, daß bestimmte Gaben der Gemeine wie weltliche Steuern angesehen werden, da doch die kirchlichen Abgaben nur
solche Gaben sind, die weder erwartet noch verlangt werden, wenn die Liebe fehlt. Ich bin daher gesonnen, den Dollar gänzlich in den freien Willen der
Gemeindeglieder zu stellen und zuzusehen, was die freie Liebe thun wird.
In Beziehung auf die Begräbnisse war am 27 December 1856 bestimmt worden, daß für Begräbniss mit Einer Rede ½ Dollar, für ein Begräbniss mit 2 Reden
1 Dollar zu zahlen wäre. Ich habe aber seitdem Begräbnisse der verschiedensten Art gehabt, so daß ich manchmal nicht gewußt habe, was ich fordern
sollte, wenn die Leute kamen zu bezahlen. Was eine Kollekte, ein Ehrengedaechniss, ein Berichten, kostet, darüber war gar nichts gesagt. Darum wollte
ich dieser Unvollkommenheit abhelfen, damit ich immer bestimmt wüßte, was ich jedesmal nehmen sollte. Die Erhöhung ist auch so unbedeutend, daß ich
mich wundere, wie hierüber ein Wort verloren werden kann. Die Hauptsache aber ist, daß in der Gemeindeversammlung am 24 Januar, wo eine bessere
Abstufung der Begräbnissgebühren in Antrag kam, Niemand etwas dagegen gesprochen hat. Es ist also offenbar, daß der Teufel hintennach Gelegenheit
genutzt hat, die Gemeine zu zerreißen. Ich habe ja bisher Niemand gemahnt und werde, wenn die Leute zu mir kommen um zu zahlen, jetzt besondere
Rücksicht auf die schlimmen Umstände nehmen. Die Armen zu beschweren, kommt mir nicht in den Sinn, aber bessere Ordnungen möchte ich herbeiführen,
welche, weil alle kirchlichen Abgaben freiwillige Gaben der Liebe sind, dem Armen nie drückend werden können.
Wenn Familien vorhanden sind, die von der Gemeinde fortgehen wollen, ehe sie wissen aus welchen Gründen die beiden Aenderungen der Abgabeordnung von
der Gemeinde-versammlung beschlossen sind und ohne in öffentlicher Gemeindeversammlung dagegen geredet zu haben, so ist für den Bau der Kirche von
solchen, überhaupt nicht viel zu hoffen, auch wenn sie bleiben. Denn eine Gemeinde soll nicht zählen, sondern wiegen.
Übrigens kann ja auch an die nächste Gemeinde-versammlung ein Antrag gemacht werden, wie der Abgabepunkt noch besser zu regeln sein möchte. Gute
überzeugende Gründe werden ja allerzeit willig gehört. Mit der Hoffnung, daß die [frayed] Gründe werden ja allerzeit willig gehört. Mit der Hoffnung,
daß die Unzufriedenen diesen richtigen und offenen Weg einschlagen werden,
verbleibe ich im Herrn.
Ihr Johann Kilian, P.
[Biar, Christian Symmank]
The following document is the letter that was actually sent. It evidently had been collected by Rev. Arthur Repp when he did the research for his
articles for the CHI Quarterly.
The following document is the initial rough draft or the file copy of the letter that Jan Kilian wrote. It was fond in the Serbin collection.