Dauban near Niesky (Kreis Rothenburg)
23 December 1851

Dear Brother!

In accordance to your wishes, I am sending you an enclosed, sealed letter of dismissal. You have until the beginning of the New Year to hand it over to senior Pastor Stempel. In order that you know what I have written to him, I have attached a copy of my letter. Ask him politely for the certification of your enclosed letter of dismissal. If he will not give it, then address yourself to his superior consistory.

But, dear brother, do not hold such external matters as the most important. You battle only too much against the outward enemies of Lutheranism and that only makes you dissatisfied. Above all things, search for blessed rest and peaceful prayer in God. It is good that you purchased Bogatzky’s wonderful book for the home, this book shows you scripturally, when you read it with true devotion, the way to inner peace. But when you have found the peace in Christ then your life toward the externals will be more temperate, than it is now. Dr. Luther, in the sermon on the epistle for the 4th Sunday of Advent, speaks on Philippians 4, 5 as follows: “Your gentleness pp.” That’s the way it is. When we Lutherans separate ourselves in church matters from other groups, then we should send ourselves into the world with our daily deportment with other people, so much that only without abuse we can confess the truth as the Apostle Paul states in 1 Corinthians 9, 18 - 23 he became all things to all men in order to save some of them. This great art of gentleness we must all continuously learn.

I wish with all my heart that the Lutheran community in Lübbenau would inwardly become more peaceful and amiable. Forsake strife and go into God’s word with your entire heart, so that you are saved. Cultivate a prayer fellowship with the brothers and with all, who gladly come to you so that you grow in strength in the Lord and in the strength of his might. The sufferer of the strongest burdens can endure much with unspeakable groaning. Nice greetings to your dear wife from me. She has welcomed us in a friendly manner, even though she is still not a public, church- going Lutheran, so that she has put many Lutherans to shame. “Share what you have with the holy people who need it. Romans 12:13. This readiness to serve cannot be missing in true Christians, and belongs to the fruits of the Spirit. For if one has his joy in the Lord, then one also has joy for the brethren and does good to them, as much as possible. “The fruits of the Spirit are love, joy, peace, patience, kindliness, goodness, faith, gentleness, self-control.” Galatians 5, 22. Earth would be a true paradise, if all Christians, as trees, of righteousness would be such kind of fruit.

Live well and write me again soon. We, as brothers, want to admonish and comfort each other. Therefore I remain in the Lord.

Sincerely, J. Kilian, P.

[GRN; Biar; CS]


Dauban bei Niesky (Kreis Rothenburg)
Den 23sten December 1851

Lieber Bruder!

Ihrem Wunsche gemäß sende ich Ihnen anbei einen zugesiegelten Abmeldungsbrief, den Sie dem Herrn Oberpfarrer Stempel noch vor dem Anfang des neuen Jahres einzuhändigen haben. Damit Sie wissen, was ich geschrieben habe, so folgt umstehend eine Abschrift meines Briefes. Bitten Sie ihn höflichst um die Bescheinigung ihrer erfolgten Ausmeldung. Will er Ihnen die nicht geben, so wenden Sie sich an das ihm vorgesetzte Consistorium.

Halten Sie aber, lieber Bruder, solches Äußerliche nicht für die Hauptsache. Sie kämpfen nur immer zu viel gegen die äußern Feinde des Lutherthums und das macht Sie nur unzufrieden. Suchen Sie vor allen Dingen die selige Ruhe und Gebetsstille in Gott. Es ist gut, daß Sie sich Bogatzky’s herrliches Hausbuch gekauft haben, dieses Buch wird Ihnen, wenn Sie es recht andächtig lesen, den Weg zur inneren Ruhe schriftmäßig zeigen. Wenn Sie aber die Ruhe in Christo werden gefunden haben, dann wird Ihr Leben nach außen viel milder seyn, als es jetzt ist. Dr. Luther in der Epistelpredigt am 4ten Adventssonntage redet über Philipp. 4, 5. also: “Eure Lindigkeit pp. ++ So ists. Wenn wir Lutheraner uns gleich kirchlich von andern Parteien scheiden, so sollen wir im täglichen Umgang mit Leuten uns in die Welt schicken, so viel nur ohne Verleugnung der Wahrheit gestehen kann, wie der Apostel Paulus nach 1 Korinth. 9, 18 -23 jedermann allerlei geworden ist, auf daß er allenthalben etliche selig machete. Diese große Kunst der Lindigkeit müssen wir alle unaufhörlich lernen.

Ich wünsche herzlich, daß das Lübbenauer Lutherthum inniger, friedreicher, gesalbter werde. Lassen Sie den Streit und gehen Sie mit ganzemHerzen ins Wort Gottes, damit Sie selig werden. Pflegen Sie die Gebetsgemeinschaft mit den Brüdern u mit allen, die gern zu Ihnen gehen, damit Sie stark werden in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Der Dulder, der stärksten Lasten der viel tragen kann mit unaussprechlichem Seufzen. Grüßen Sie Ihre liebe Frau recht schön von mir. Sie hat uns, obwohl sie noch keine öffentliche, kirchliche Lutheranerin ist, so freundlich aufgenommen, daß sie manchen Lutheraner darin sehr beschämt. “Nehmet euch der Heiligen Nothdurft an Herberget gerne.” Röm. 12, 13. Diese Dienstfertigkeit darf bei wahren Christen nicht fehlen, sie gehört zu den Früchten des Geistes. Denn hat man seine Freude am Herrn, so hat man auch Freude an den Brüdern und thut ihnen Gutes, so viel man kann. “ Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit.“ Gal. 5, 22. Die Erde wäre ein rechtes Paradies, wenn alle Christen als Bäume der Gerechtigkeit voll solcher Früchte wären.

Leben Sie wohl und schreiben Sie mir Bald wieder. Wir wollen uns als Brüder ermahnen und trösten. So verbleibe im Herrn Ihr ergebener

J. Kilian, P.

[GRN; Biar; CS]