Serbin, Lee Co. Texas, 24 September 1874

To Herman Theodor Kilian, Fort Wayne, Indiana

You have by now arrived safely in Fort Wayne where your heart has led you. There you will be in good hands for some years. Director Hanser wrote me on August 19 that I should be assured that you will be treated with fatherly love and care.

Your first letter of September 1 showed us that you are well and healthy. I like to hear from you that you are pleased with Fort Wayne and that you have not had any homesickness. But the sun does not always shine. The sky will also be filled with clouds. Therefore one must always be prepared. For: “Light dawns for the righteous and joy for the upright in heart.” Psalm 97:11.

Your brother Gerhard returned from his long journey on Saturday September 5. On the previous Sunday his brother-in-law, Johann Hohle, played the organ for church services. Don’t neglect your music. Music and singing can cheer you up when you are sad.

You have a lovely goal before you. You will in the future preach the saving grace of God to the children of men whom the Lord has bought as the Apostle Paul preached, see Titus 2:11-15. For that a long preparation is essential in which you must learn Greek, Hebrew, Latin, and German. Languages are the best exercise material for young people. But it takes time and effort to learn them well.

As a Wend you will especially need to aspire to become proficient in German. During free time read the German Bible not only for your edification, but also because the Bible uses the best German. Luther’s language is easy to understand and robust.

You are much in your mother’s thoughts, and she sends her greetings. Both sisters likewise send you greetings. Hulda feels very lonely since you left. Several lines from her are enclosed.

Your mother would like to know several things of seminary life: how early you arise and when you go to bed, how many sleep with you in your room, what you eat and drink, what you do during your free time, and such things. Describe that for us a bit.

The 24th of September, the day on which I am writing to you is an important day because on that day in 1837 I was ordained into the ministry and installed at Kotitz in the Kingdom of Saxony. I have also now been in the ministry for 37 complete years and I say with David, “Enter not into judgment with thy servant; for no man living is righteous before thee.” Psalm 43:2. I must lament because Serbin is torn apart. Be glad that you are away. I would like to be away too as David wished in Psalm 55:7.

I now commend you, my Herman, to God and the words of his grace and implore the Lord for your father’s house and your father who loves you.

Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]



Serbin, Lee Co. Texas, am 24ten September 1874

An Hermann Theodor Kilian, Fort Wayne, Indiana

Du bist nun glücklich in Fort Wayne angelangt wohin dich dein Herz getrieben hat. Dabist du auf Jahre wohl aufgehoben. Der Herr Director Hanser hat mir am 19ten August geschrieben, ich solle versichert sein, daß du daselbst mit väterliche Liebe und Sorge werdest aufgenommen und behandelt werden. Grüße ihn von mir.

Dein ersten Brief vom 1ten September zeigt uns an, daß du gesund und munter bist. Ich höre gern von dir, daß es dir in Fort Wayne gefällt und daß du noch kein Heimweh gehabt hast.Aber die Sonne scheint nicht immer. Der Himmel wird mit unter auch mit Wolken bedeckt. Darauf muß man allezeit gefaßt sein. Allein: "Dem Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen." Psalm 97, 11.

Dein Bruder Gerhard ist von seiner langen Reise richtig am Sonnabend den 5ten September zurückgekommen. Am Sonntage vorher hat sein Schwager Johann Hohle das Orgelspiel im Gottesdienst gut besorgt. Laß du die Musik nicht liegen. Musik und Gesang kann dich aufheitern, wenn du einmal traurig wirst.

Du hast ein schönes Ziel vor dir. Du sollst künftig Menschenkindern die der Herr erkauft hat, die heilsame Gnade Gottes predigen, wie der Apostel Paulus sie Tit. 2, 11-15 predigt. Dazu ist eine lange Vorbereitung nothwendig, weil du das Griechische u. Hebräische, das Lateinische und Deutsche zu lernen hast. Die Sprachen sind das beste Übungsmittel für jungen Leute. Aber es kostet Zeit u Mühe sie gründlich zu lernen.

Als Wende wirst du vornehmlich auch darnach zu trachten haben, daß du der Deutschen Sprache mächtig werdest. Lies in freien Stunden die Deutsche Bibel, nicht nur zu deiner Erbauung, sondern auch weil die Bibel das feinste Deutsch redet. Die Sprache Luthers ist leichtverständlich und kernhaft.

Deine Mutter denkt viel an dich, wie sie sagt, und läßt dich herzlich grüßen. Deine beiden Schwestern grüßen dich gleichfalls. Hulda fühlt sich recht einsam, seitdem du fort bist. Einige Zeilen von ihr liegen bei.

Deine Mutter wünscht Einzelnheiten aus deinem Seminarleben zu wissen wann Ihr früh aufsteht und Abends zu Bette geht, wie viele in seinem Gemach beisammen schlafen, was Ihr esset und trinket, was Ihr in freien Stunden macht, und dergleichen. Beschreibe uns das ein wenig.

Der 24ste September, an dem ich dir schreibe, ist der wichtige Tag, an welchem ich im Jahr 1837 zu Kotitz in Königreich Sachsen die geistliche Weihe erhielt und eingeführt würde. Ich bin also nun volle 37 Jahre im Amte und sage mit David: "Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knechte, denn vor dir ist kein Lebendiger gerecht." Psalm 143, 2. Ich muß trauern denn Serbin ist zerrissen. Sei froh, daß du fort bist. Ich möchte auch fort, wie David einst wünschte Psalm 55, 7.

Sei nun, mein Hermann, Gott und dem Worte seiner Gnade befohlen und gedenke vor dem Herrn Deines Vaterhauses und deines dich liebenden Vaters.

Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]