Serbin, Lee Co. Texas 22 September 1874
Mr. Matthias Wukasch, Frohna, Perry Co. Mo.
Dear Brother!
I am answering your lovely, dear letter of August 5, this year, somewhat late. I ask your pardon. How should I address you? Should I write “Du”
[thee] or “Sie.” [thou] The old Hebrews, Greeks and Romans named everyone, including the king, “Du” as their remaining writings demonstrate. The
French, English, and Wends say in their communication with each other “Ihr” and use “Du” only in familiar circumstances. Only the Germans speak with
each other with “Sie” which strikes me as being strange. While among the Germans the familiar “Du” is also customary, so I will stick with that and
call you “Du” as long as you do object to it. You provide additional justification, because you are my pupil.
Your letter in which you wish to honor me with your thanks, because a student owes it to a teacher, surprised me somewhat. As a teacher I have not
acquired great honors. Remind yourself how shabby in 1867 school performance was set down so that without warning a teacher had to be called.[must be
a reference to Leubner]. The calling led to the sad church split of 1870. I consider you friendly correspondence not as praise for my performance in
school, but instead as an outpouring of you love. As such your unexpected letter was a great joy to me.
It is also a pleasure for me to hear that you are well and that the Missouri area pleases you. That you have much to do, serve to your best, so heavy
your description you gave, may be.
Only one things does not please me, that you call yourself a poor Wend. The solid knowledge of some other language is a richness and not poverty. You
have certainly learned the German language well, as I see from your letter, which is good in phrasing, spelling and nicely written. I truly wonder
about your progress. But isn’t a person who is sound in two languages not richer than someone who commands only one? And you also cannot know how your
Wendish can become beneficial: Commit thy way unto the Lord, hope also in him and he will bring it to bear.” Do you have the desire to study in the
Seminary in St. Louis for a year in order to become a pastor? I believe you style would lend itself to being a pastor. Greet your pastor and share my
letter with him if you like.
Now I will share with you the latest about my family. We are all healthy. Herman Theodor my third youngest son born on 26 Dec 1859 went to the high
school at Fort Wayne from his own free will. On August 24 he traveled there under many tears of his mother and sisters. His brother Gerhard led him
there and has returned here from his long trip. The first letter that Hermann wrote from Fort Wayne was on September 1. He said that Fort Wayne suited
him well and that he was not homesick.
I spoke with your father and told him that you had written to me. I greeted him as you requested.
We had few sickness this year. Last year it was bad. The was hardly a home in which there was no sickness of fever. I myself lay sick for a fourth of
the year. Therefore we are happy that God granted us a healthy year.
I close now and commend you to God and the word of his grace and remain in the Lord, your servant,
Johann Kilian, P.
[GRN ]
Serbin, Lee Co. Texas am 22sten September 1874
Mr. Matthias Wukasch, Frohna, Perry Co. Mo.
Lieber Bruder!
Deinen schönen, lieben Brief vom 5ten August dieses Jahres erwiedere ich etwas spät. Ich bitte um Entschuldigung. Wie soll ich dich aber anreden?
Soll ich "Du" oder "Sie" schreiben? Die alten Hebräer, Griechen und Lateiner nannten jeden auch den König "Du" wie ihre hinterlassenen Schriften
ausweisen. Die Franzosen, Engländer und Wenden sagen im Verkehr einer zum andern "Ihr" und gebrauchen das "Du" nun im vertraulichen Verhältinß. Nur
die Deutschen reden einander mit "Sie" an, was mir sonderbar vorkommt. Weil aber bei den Deutschen auch das vertrauliche "Du" im Gange ist, so bleibe
ich dabei und nenne dich so lange "Du", als Du nicht dagegen protestirest. Du legst ja ein Gewicht darauf, daß du mein Schüler bist.
Daß Du aber dein Schreiben und als einen Dank angesehen wissen willst, Du ein Schüler seinen Lehrer schuldig sei, befremdet mich einigermaßen. Ich
habe mir als Schullehrer ja doch keinen großen Ruhm erworben. Du wirst dich wohl noch erinnern, wie man? schnöde hier im Jahre 1867
Schullehrerleistungen herabgesetzt hat, so daß Knall und Fall ein Schullehrer berufen werden mußte. Diese Berufung hat aber freilich zu der hiesigen
traurigen Kirchentrennung des Jahres 1870 geführt. Ich betrachte nun Dein freundliches Schreiben nicht als ein Lob meiner Leistungen in der Schule,
sondern nur als einen Erguß deiner Leibe. In so fern hat mich deine unerwartete Zuschrift allerdings höchlich erfreut.
Es ist mir auch ein Vergnügen von dir zu hören, daß du wohl bist und daß es dir in den Missouriland gut gefällt. Daß du viel zu thun hast, dient zu
deinem Besten, so schwer auch nach deiner gegebenen Darstellung dein Amt sein mag.
Nur das eine will mir nicht recht behagen, daß du dich einen armen Wenden nennst. Die gründliche Kenntniß irgend einer Sprache ist ein Reichthum und
keine Armuth. Du hast ja die deutsche Sprache doch auch gut erfaßt, wie ich aus deinem Briefe ersehe, welcher gut in Ausdruck orthographisch richtig
und auch schön geschrieben ist. Ich wundere mich wirklich, über deine gemachten Fortschritte. Ist aber nun ein Mann, der zweier Sprachen mächtig ist,
nicht reicher als ein anderer, der bloß eine Sprache beherrscht? Und du kannst ja auch nicht wissen, wie dir dein Wendisch nach ersprießlich werden
kann: "Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn er wirds wohl machen." Hättest du nicht Lust, noch ein Jahr im Seminar zu St. Louis zu
studieren, um Pastor zu werden? Ich glaube, daß deine ganze Art zum Pastor sich gut eignen würde. Grüße deinen Herrn Pastor von mir und theile ihm
meinen Brief mit, wenn du willst.
Nun aber gebe ich dir auch einige Nachricht über meine Familie. Wir sind noch allesammt gesund. Hermann Theodor, mein dritter jüngster Sohn geboren
am 26 Decbr 1859, ist aus freiem Triebe auf die hohe Schule nach Fort Wayne gegangen. Am 24ten August d.J. reiste er unter vielen Thränen seiner
Mutter und seiner Geschwister dahin ab. Sein Bruder Gerhard hat ihn dahin geleitet und ist von der langen Reise glücklich wieder zurückgekehrt. Der
erste Brief, den mir Hermann aus Fort Wayne schrieb, ist vom 1sten September. Er sagt es gefalle ihm in Fort Wayne ganz gut und er habe noch kein
Heimweh gehabt.
Mit deinem Vater habe ich gesprochen und ihm erzählt, daß du mir geschrieben und eine unverhofften Freude damit bereitet hast. Deine Grüße habe, ich
an ihn ausgerichtet.
In diesem Jahre haben wir sehr wenig Krankheit. Das vorige Jahr aber war schlimm. Da war fast kein Haus, in welchem nicht Fieberkranke gewesen waren.
Auch ich selbst habe ein Vierteljahr krank gelegen. Darum sind, wir froh, daß aus Gott wieder ein gesundes Jahr beschert hat.
Ich schließe nun und befehle dich Gott und dem Worte seiner Gnade und bleibe im Herrn
Dein ergebener
Johann Kilian, P.
[GRN; WHN