Serbin, Bastrop County 9 March 1874
To Pastor Max Frommel, Reverend, Ispringen, Baden

Dear brother in the ministry,

Your answer of December 10, 1873 for which I was hoping, actually arrived in January of this year. However, I was not able until now to respond to you. On January 21 we had a church visitation from Pastor Tirmenstein from New Orleans. After that there were all kinds of other duties. Besides that I had and still conduct confirmation instruction. And during Lent I have a Lenten sermon every Friday in addition to the Sunday sermons. Nevertheless, I now will no longer delay a response to your dear letter.

The curriculum vita which you sent along pleases me very much, especially since you have worked in one of my previous sister congregations. Thanks for the printed material you sent me because it clarified your point of view for me and the ongoing struggle. I cannot depict my life’s history for you. That would be a complicated task. I have also forgotten quite a bit over the conflict that I still have in my Wendish colony at Serbin. Three parts of my congregation have broken off since 1870 and have created new congregations that all three now have their own pastor. In spite of that my congregation is still the largest. I count 135 voters. Our constitution is what the potestas jurisdictionis regard, democratic, therefore basically anti-symbolic. What concerns us is not really over the difference in doctrine but primarily over the intruding presence of German. And earlier we had a lengthy battle with conventicles that no one would like to repeat.

Since 1855 I have been a member of the famous Missouri Synod. My congregation was admitted into this synod in 1866, but that was followed by schism and great grief because we had the stupidity to call a German school teacher who still functions in St. Peter, the splinter congregation. But in St. Paul congregation, that I administer, my oldest son Gerhard was installed on September 1, 1872 who studied for 5 years at the Teacher’s Seminary at Addison, Illinois and cost me $1,000. Two sons and two daughters are still at home. My wife is a Wend.

Regarding my work in the Kingdom of God, I can’t send anything yet. There is still time. As the old saying goes: Nonum prematur in anum. I work, when I have time, on the 5th section, which deals with power in the Kingdom of God. I always acquire new points of view from those perspectives as they present themselves.

I maintain that the fanciful teaching of a thousand year kingdom is completely irrational. Because there is only one kingdom of God. We pray in the Lord’s Prayer, Thy kingdom come. There certainly are different historical periods in a kingdom. But it conflicts with common sense, when anyone calls a historical period of a kingdom, a kingdom. I wonder why men such as Dr. J. A. Bengel don’t see that.

Since my emigration, my life has gone through much turmoil. A colony in a sparsely settled area came to its present state by means of scarcity and struggles. Even more difficult is to preserve the unity of the people in a free land. I have also had differences with the officials ruling my synod in St. Louis. Finally, I believe that my religious position is not much different from yours.

With that I remain, with greetings to your wife, in the Lord.

Your servant, Johann Kilian P.

[GRN; Biar]



Serbin, Bastrop Co. Texas am 9 Marz 1874
An Herrn Pastor Max Frommel, Hochehrwürden, Ispringen, Baden

Geliebter Herr Amtsbruder!

Ihre erwünschte Antwort vom 10 December 1873 habe ich im Januar dieses Jahres richtig empfangen. Ich konnte aber bis jetzt nicht dazu kommen, Ihnen wieder zu schreiben. Wir hatten am 21sten Januar eine Kirchenvisitation die der Pastor Tirmenstein aus New Orleans hier hielt. Dann gab es allerlei außerliche Geschäfte. Dabei hatte u habe ich Confirmandenunterricht zu ertheilen. Und in der Fastenzeit habe ich alle Freitage eine Fastenpredigt zu halten außer den sonntäglichen Predigten. Dennoch will ich nun die Erwiederung Ihres leiben Briefes nicht länger anstehen lassen.

Ihr mitgetheiltes Curriculum vita ist mir sehr angenehm, zumal da Sie auch in meinen früheren Filialgemeinden gearbeitet haben. Für Ihre mir zugesandten Druckschriften danke ich, da Sie mir Ihren Standpunkt und gehabten Kampf klar machen. Ich kann Ihnen meine Lebensgeschichte nicht darstellen. Das würde eine weitläufige Arbeit sein. Auch habe ich Vieles ziemlich vergessen über dem Kampf, den ich in meiner Wendischen Colonie Serbin hatte und noch habe. Drei Theile meiner Gemeinde wurden seit 1870 abgetrennt und zu neuen Gemeinden erhoben, die alle drei jede ihren Pastor haben. + + Meine Gemeinde trotzdem ist immer noch die stärkste. Ich zähle 135 Stimmfähige. Unsere Verfassung ist was die potestas jurisdictionis anlangt, democratisch also in Grunde antisymbolisch. Doch handelte sich’s bei uns nicht eigentlich um Lehre Differenzen sondern hauptsächlich um das eindringende Deutschthum. Und früher hatten wir langen Streit um den Conventiculismus, der jede nicht mehr hervorzutreten wagt.

Ich bin seit 1855 Glied der berühmten Missouri Synode. 1866 wurde auch meine Gemeinde in diese Synode aufgenommen was aber Trennungen und große Uebelständ zur Folge hatte, weil wir die Thorheit begingen, einen deutschen Schullehrer zu berufen, welcher noch in der abgetrennten St. Petri Gemeinde fungirt. In der Gemeinde St. Paul aber, der ich vorstehe, ist am 1 September 1872 mein ältester Sohn Gerhard August angestellt worden, welcher 5 Jahre im Schullehrerseminar zu Addison, Illinois studirte und mich gegen 1000 Dollars kostete. Zwei Söhne und zwei Tochter habe ich noch zu Hause. Meine Frau ist eine Wende.

Von meiner Arbeit über das Reich Gottes kann ich noch nichts schicken. Es hat auch Zeit. Denn der alte Spruch lautet: Nonum prematur in anum. Ich arbeite, wenn ich einmal Zeit habe, am 5ten Abschnitt, der vom Recht des Reiches Gottes handelt. Ich gewinne immer neue Gesichtespunkte, von denen aus neue Ansichten sich darstellen.

Die phantastische Lehre von einer tausendjährigen Reich halte ich für Unsinn. Denn es gibt nur Ein Reich Gottes. Wir bitten im Vaterunser: Dein Reich komme. Wohl gibt es verschiedene Geschichtesperioden in einem Reiche. Aber es streitet wider die gesunde Vernunft, wenn man eine Geschichtesperiode eines Reiches ein Reich nennt, Mich wundert, daß Männer wie Dr. J. A. Bengel, das nicht sahen.

Mein Leben ist seit meiner Auswanderung durch viele Stürme gegangen. Eine Ansiedlung in einer noch wenig bewohnten Gegend kommt nun unter Entbehrungen u. Anstrengungen zu Stande. Schwieriger ist noch, die Leute in einem so freien Lande einig zu erhalten. Differenzen mit dem Präsidium meiner Synode, das in St. Louis waltet, habe ich auch gehabt. Übrigens glaube ich aber daß meine kirchliche Stellung von der ihren sich nicht unterscheidet.

Damit verbleibe ich mit Grüßen an Ihre Frau Gemahlin im Herrn.

Ihr ergebener Johann Kilian, P.

[GRN; Biar]