Serbin, 3 September 1873
The Rev. J. Zimmermann, Spring Creek

Dear brother in the ministry,

You received the news through the enclosed notice that our brother Pastor Pallmer departed this world on the morning of September 1 at 11 o’clock. He went home during the peals of the bell, because he fell asleep just at the time as the ringing began in our St. Paul church to honor the approach of a funeral procession. After the death of his wife on July 4 he became very sick although after several attacks of fever he recovered. He again carried on, preached and had to undertake a special conference. We both, I and he, were called by Pastor Proft to West Yegua to resolve an emerging conflict between the pastor and the congregation. I did not go because of my ill health, so he carried out the mission himself. On the evening of August 20 he visited me and told me that he had brought everything concerning his deceased wife to order. That greatly affected him and he believed he would again become ill. And truly he became sick on August 21. I saw him for the last time on August 26, because on August 27 I myself contracted a very severe attack of fever. Good medical care deflected a second attack, but I was so weak that I could do nothing and could not go out. But I did write letters when necessary. So it happened that on September 2 Pastor Proft performed the burial service of fellow Pastor Pallmer with a large attendance from both congregations.

May I say a bit concerning my relationship with Pastor Pallmer. Both of us from the beginning of our acquaintance basically were drawn into opposition. We were in agreement in our theological principles. I stand on justification by faith and am therefore opposed to all pietism. That is how Pastor Palmer stood. But in Serbin he suffered very much inwardly from the reciprocal jealousies of parties in both congregations. We could not become intimate with each other, but had to limit our conduct, each because of his people. In recent times strained relations surfaced between us. A somewhat domineering personality was Pallmer’s weak side. But his wife died on July 4 and he requested me to perform the burial. This event removed all empty shadows. We became the most intimate of friends and visited each other often. An absolutely beautiful morning dawned and promised a bright day. The fact that both congregations stood there divided did not separate us anymore. But death came and destroyed everything. The youthful vigorous man faded unexpectedly and sank into his grave. I, a 62 year old pilgrim, remain and mourn my friend who departed too early. Up there all will be made clear.

Enough. God’s faithful protection remain over you and your wife and your family.

Johann Kilian, P.

[Biar; GRN]



Serbin am 3ten September 1873
Rev. T. Zimmerman, Spring Creek

Geliebeter Herr Amtsbruder!

Sie empfangen andurch die einderschlagende Nachricht daß unser Bruder P. Pallmer am 1sten September Vormittags 11 Uhr aus dieser Welt geschieden ist. Unter Glockentönen ging er Heim. Denn er entschlief als man gerade in unserer St. Paulskirche einen herankommenden Leichenzuge zu Ehren, anfing zu läuten. Nach dem am 4ten Juli erfolgten Ableben seiner Ehefrau war er schwer krank gewesen, indoch nach etlichen Fieberanfällen wieder genesen. Er ging, wieder herum, predigte und hatte auch eine außerordentliche Verhandlung vorzu nehmen. Wir beide, ich u. er, wurden vom Pastor Proft nach der West Yegua berufen, einen zwischen den Pastor und der Gemeinde ausgebrochenen Streit zu schlichten. Da ich meiner Kränklichkeit wegen nicht mitging, so führte er den Auftrag allein aus. Am 20sten August besuchte er mich Abends und erzählte er, er habe die Sachen seiner verstorbenen Frau in Ordnung gebracht. Das habe ihn sehr ergriffen, er glaube, er würde wieder krank werden. Und wirklich wurde er schon am 21sten August aufs Neun krank. Am 26sten August sah ich ihn zum letzten Male. Denn am 27sten August bekam ich selbst einer sehr schweren Fieberanfall. Gute ärztliche Pflege beugte zwar einen zweiten Anfall vor, aber ich wurde doch so matt, daß ich noch jetzt nichts thun und nicht ausgehen darf. Doch kann ich zur Noth einen Brief schreiben. So ist gekommen, daß den Amtsbruder Pallmer gestern den 2ten September P. Proft unter großen Theilnahme beider Gemeinden beerdigt hat.

Es sei mir nun erlaubt, über mein Verhältniß zum P. Pallmer etwas zu sagen. Wir haben uns beide vom Anfang unserer Bekanntschaft an im Grunde gegenseitig angezogen. Denn wir waren in unserer theologischen Grundrichtung Eins.

Ich stehe in der Rechfertigung des Glaubens und bin daher allen Pietismus entgegen. Eben so stand auch P. Pallmer. Er hat aber in Serbin innerlich viel gelitten von der gegenseitigen Eifersuht der Parteien u. der beiden Gemeinden. Wir durften mit einander nicht vertraulich werden, sondern müßten unser Verhalten wohl abmessen, jeder um seiner Leute willen. In der letzten Zeit war sogar eine Spannung zwischen uns beiden eingetreten. Ein etwas dominirendes Wesen war die Schwach Seite Pallmer's. Da starb aber am 4ten Juli seine Ehegattin u. ich beerdigte sie auf seine Bitte. Dieses Ereigniß hat alle nachtlichen Schatten entfernt. Wir wurden die innigsten Freunde und besuchten einander öfters. Ein wunderschöner Morgen war angebrochen u verhieß einen heitern Lebenstag.

Mochten die beide Gemeinden auch getrennt dastehen, uns verschlug das nichts mehr. Allein da kam der Tod u. zerstörte Alles. Der junge rüstige Mann verwelkte unerwartet und sank ins Grab. Ich 62 jähriger Wallfahrer bleibe und traure um den frühgeschiedenen Freund. Droben wird uns Alles klar werden.

Doch genug. Gottes getreue Ansicht sei über Ihnen u. Ihrer Frau Gemahlin u Ihrem

Johann Kilian, P

[GRN; Biar]