September 16, 1870
Dear Mr. Teinert!
After a completed long journey it is possible for me to send you a few lines. My travel from Serbin to Addison was rather slow and the enormous heat
at that time which was greatest at Galveston, TX, made it anything but comfortable. On the Gulf of Mexico we experienced a not very strong storm, but
about 20 passengers fell ill.
Thank God I was lucky to remain well. In New Orleans I found a good overnite stay with one of our synodical members. From there I travelled for 14
days to St. Louis. The Mississippi river was so low, that it was thought that our boat would hit a sandbank the closer we came to St. Louis. It often
happened that we saw steamers which had sunk into the sand. But our boat was lucky not to get stuck, so that we arrived in St. Louis after 14 days of
travel. It was Saturday noon and being tired from the travel I decided to stay in St. Louis including Sunday. The same day I went to the Concordia
College to visit with Mr. Proft. But he was not in.
On Sunday I went to church, in the morning to the Trinity church and in the afternoon to the Immanuel church, in which Mr. Bünger is the pastor.
When church was over, the same invited me to his residence and proceeded to ask me several questions about how things were going with the congregation
in Texas. I saw it as my duty to tell him everything according to my best recollection. Among other things he told me that he had become afraid that
my church would leave the Missouri Synod. He stated “The one who stands alone and falls has nobody to help him up”. Additionally he said, the Synod
had not yet discussed our church, and if he would write something against the Synod publically, his writing would be responded to.
The next day I continued my travels and arrived in Addison the following day. Everybody was happy to see me, because they had thought I might have
stayed at the Gulf of Mexico.
Now I kindly ask you to write to me soon about the condition in the congregation and its wellbeing.
Additionally, please send to me, if possible, the Wendish coffee song. I would be very happy, because now and then we have to sing to the Germans a
Wendish song. And the coffee is not always as strong as it could be.
Many regards to Mr. Wukasch and Mr. Urban. I hope they are well and happy.
With best regards to your family and all acquaintances I remain yours faithful.
G. A. Kilian
16. September 1870
Lieber Herr Teinert!
Nach vollendeter langer Reise ist es mir möglich, Ihnen einige Zeilen mitzuteilen. Meine Reise von Serbin aus bis nach Addison ging ziemlich langsam
und die zu der Zeit so grosse Hitze, welche am drückendsten in Galveston, TX, war, machte dieselbe nicht sehr gemütlich. Auf dem Golf von Mexiko
hatten wir einen gerade nicht heftigen Sturm, aber es waren denn doch einige 20 Passagiere krank.
Ich aber bin doch immer Gott sei Dank gesund davon gekommen. In New Orleans fand ich eine gute Herberge bei einer der Gemeindeglieder. Von da aus
reiste ich dann 14 Tage bis nach St. Louis, weil der Mississippi so niedrig war, dass weiter oben bei St. Louis jeden Augenblick zu befürchten war,
auf eine Sandbank zu fahren. Sehr oft kam es auch vor, dass wir im Sand versunkene Steamers sahen. Doch unser Schiff kam überall glücklich durch, so
dass wir nach einer Fahrt von 14 Tagen in St. Louis ankamen. Es war nun gerade Sonnabend Mittag, und von der Reise müde, blieb ich den Sonntag über in
St. Louis. Noch an demselben Tag ging ich ins Concordia College, und wollte Herrn Proft besuchen, er war aber nicht da.
Nun, des Sonntags gingen wir zur Kirche, nämlich des Vormittags in die Dreieinigkeit und des Nachmittags in die Immanuel Kirche, in der letzteren ist
Herr Bünger Pastor. Als die Kirche aus war, nahm derselbe mich mit in seine Wohnung und stellte dann verschiedene Fragen an mich, wie es noch in
Texas mit der Gemeinde stände. Nun war es also meine Pflicht, ihm das alles zu erzählen, so gut wie ich es wusste. Er sagte mir unter anderem, er
hätte schon gefürchtet, dass sich meine Kirche von der Missouri Synode trennen würde. Aber er sagte: Wehe dem der allein steht, wenn er fällt, ist
niemand da, der ihn aufhebt. Und er sagt ferner, es sei noch nicht in der Synode über die Kirche verhandelt worden, und wenn er nun etwas gegen die
Synode öffentlich schreiben würde, so wird wieder gegen ihn geschrieben.
Am nächsten Tag setzte ich meine Reise fort, und kam am folgenden Tag in Addison an, wo sich alle meiner Ankunft erfreuten, denn sie hatten schon
gedacht, ich sei am Golf von Mexiko geblieben.
Nun bitte ich Sie freundlichst, mir recht bald über den Zustand in der Gemeinde und ihr Wohlergehen zu schreiben.
Und noch etwas, wenn Sie mir vielleicht das Wendische Kaffee Lied zusenden wollten, wäre es mir sehr lieb, weil man den Deutschen hier doch zuweilen
etwas Wendisches vorsingen muss, und der Kaffee auch nicht selten an der Stärke mangelt.
Viele Grüsse an den Herrn Wukasch und Urban. Ich hoffe, sie sind gesund und munter.
Mit herzlichen Grüssen an Ihre Familie und alle Bekannten verbleibe ich Ihr ergebener.
G. A. Kilian.