Groeditz near Weiszenberg
August 17, 1868
Highly honored, faithful Mr. Clergy brother!
Your dear letter received last year asked me at the next occassion to respond to the desire of your dear brother-in-laws Groeschel and Drehse, to
give advice concerning his desire to visit you from the counsel of his relatives to emigrate to America. Let me therefore herewith begin.
Before all instructions, I, (and) the named, (send) warmest greetings to you and your honored couple, as also to all your dear relatives and friends.
Now concerning the emigration, so I must send out ahead, that the degree and extent of the famine and need in our middle Europe for some time has not
been so great, as one appears to believe among you. Since it is in our Saxon land, by God’s grace in sequence, completely to being at peace, the poor
until now remain completely spared. First, for several weeks, we look forward to provide for the coming winter. We had an extra ordinarily dry summer,
at the same time with such long lasting and such considerable heat, like you – I come to this certainly assured not on my own ground and several
observations – has not happened in the course of the last century. As most know, the clover fields and so on, are already burned up for some time, and
we must therefore make ready for a feed shortage. But to return to your dear brothers-in law, it shows itself as an error, if your dear relatives
believe, that their need drives them to emigrate. What can pull him toward America, would not make ends meet nor his wish to improve his position, but
the desire of seeing his own dear family again, and that is also the single ground, while I will not deny to him the way of a spiritual advisor, yet I
usually warn each to do for their own benefit when it comes from little faith.
But now our dear Groeschel’s coming is dependent on the stipulation, that his travel money would be sent from there, your proposal, for him to enter
into emigration here, with you concerning the advance payment, he will already deposit, but await an answer from Bobsk in Danuban of a round payment
on account. By comparison no one knows anything about an unsteady emigration in the Hochkirch parish; perhaps here they do not desire a mistake. That
I once – freelly from not a very trustworthy mouth – from a family in Maltitz have heard anything similar, so I have counseled your brothr-in-law, for
him to inquire there. When his dear relatives in America can decide for themselves, to send him the travel money, so ask them, to send the same to him
or to me. In either case he has promised, to apply the money to no other end but toward emigration. And herewith I close this portion of my letter
with the fervent desire, that the Lord will manifest His will to you in this matter.
I say to you my hearty thanks for your last letter. With warm joy I read from you, how also Lehnigk’s written answer, that a balance has been found
between you against the place (?) How marvelous when it comes to that! It does not always happen. So for example is it between the two divided parts
of the Prussian Lutheran Church toward the Union, so far human eyes rule, yet not to thank. They speak apprehension about the future of our situation
of the Lutheran State Church, for my part the same is finished. The new Church Board of Directors and Synodical orders is already introduced. Let them
now also from the beginning, especially concerning the Wendish language which produces much good hope as to give it yet also further distance, where
gathered voters in a hostile church sense have fallen out; what should then become of the Synod? I fear that this step our rulers failed to meet in
advance, that I am reminded of Shiller’s word: „It is dangerous to awaken the lion.“ Otherwise it threatens to happen to us as the first Union in
North Germany. Yet it is also delightful to see, how here and there a witness is awakened to the opposite and allows itself to be heard. We all, we
who through God’s grace have loved our Lutheran Church, have a dark feeling the same in Germany as a whole, perhaps goes against the shaking event;
but – God be praised! – under ....
[Translated by H. Melvin Symmank]
Gröditz bei Weisenberg
Der 17 August 1868
Hochgeehrter, theurer Herr Amtsbruder!
Die nächste Veranlassung zur Beantwortung Ihres lieben im Frühjahr erhaltenen Briefes bittet mir
der Wunsch Ihres lieben Schwagers Gröschel u. Drehse, Sie in Bezug aus der Anerbote Rath seiner Verwandten nach America auszuwandern uber seine
Willensmeinung zu benachrichtigen. Laâen Sie mich daher hiermit beginnen.
Vor Allem beauftragte mich der Genannte mit den herzlichsten Grüssen an Sie und Ihre geehrte Gattin, sowie an alle seine lieben Geschwister und
Freunde. Was nun die Auswanderung betrifft so muâ ich vorausschicken, daâ Grad und Umfang der Theurung und Noth in unsrem mittleren Europa lange noch
nicht so groâ sind, als man bei Ihnen zu glauben scheint. Namentlich ist unser Sachsenland durch Gottes Gnade in Folge ganz zufriedenstellender Ärnten
bisher damit ganz verschont geblieben. Erst seit einigen Wochen sehen wie mit einiger besorgniâ dem kommenden Winter entgegen. Wir haben einen
auâerordentlich dürren Sommer, zugleich mit so anhaltenden und so bedeutender Hitze, wie sie – ich kam dies auf Grund fremder und eigener
Beobachtungen gewiâ versichern – im Laufe dieses Jahrhunderts hier noch nicht vorgekommen ist. Die meisten Wiesen, Kleefelder u. s.w. sind schon
längst wie verbrannt, und wir müâen uns daher auf Futtermangel gefaât machen. Um aber auf Ihren lieben Schwager zurückzukommen, so bezeichnet er
selbst es als einen Irrthum, wenn seine lieben Verwandten glauben, daâ ihn Noth zur Auswanderung dränge. Was ihn nach America ziehen könnte, würde
nicht Nahrungssorge sein oder der Wunsch, seine Lage zu verbeâern, sondern das Verlangen nach dem Wiedersehen der lieben Seinigen, und das ist auch
der einzige Grund, warum ich ihm nicht in seel-sorgerlicher Weise abraden werde, da ich sonst jeden vor eigenwilligem Thun gern warne zumal wann es
aus Kleinglauben geschieht.
Nun macht aber unser lieber Gröschel sein Kommen von der Bedingung abhängig, daâ ihm das Reisegeld von dort geschickt werde. Ihren Vorschlag, sich
hier an Auswandernde anzuschlieâen um sie um Vorschuâ anzugehe, hat er bereits ausführen wollen, aber von Bobsk in Dauban eine rund abschlägliche
Antwort erhalten. Von Auswanderungslustigen in der Hochkircher Parochie dagegen ist hier Niemandem etwas bekannt; vielleicht waltet hier ein Irrthum
ob. Da ich einmal – freilich nicht aus sehr zuverläâigem Munde - von einer Familie in Maltitz etwas Ähnliches gehört habe, so habe ich Ihrem Schwager
gerathen, sich dort zu erkundigen. Wenn daher seine lieben Verwandten in America sich entschlieâen könnten, ihm das Reisegeld zu schicken, so bittet
er darum, daâelbe an ihn oder an mich zu senden. In beiden Fällen hat er mir versprochen, das Geld zu keinem andere Zwecke, als zur Auswanderung, zu
verwenden. Und hiermit schlieâe ich diesen Theil meines Briefes mit dem herzlichen Wunsche, daâ der HErr ihm um Ihren in dieser Angelagenheit Seinen
Willen offenbaren wolle.
Für Ihren letzten Brief sage ich Ihnen meinen herzlichen Dank. Mit herzlicher Freude las ich in Ihren, sowie auch Lehnigk‘s Antwortschreiben, daâ
eine Ausgleichung zwischen Ihnen wieder Statt gefunden hat. Wie herrlich, wo es dazu kommt! Es geschieht ja nicht überall. So z. B. ist zwischen den
beiden getrennten Theilen der Luth. Kirche Preuâens an eine Einigung, soweit Menschenaugen reichen, noch nicht zu denken. Sie sprachen Besorgniâe
über die Zukunft unsrer sächs. Lutherischen Landeskirche aus. Ich Theile dieselben vollkommen. Die neue Kirchenvorstandt, und Synodalordnung ist
bereits eingeführt. Läât sich nun auch von ersteren, besonders soweit die wendische Zunge reicht manches Gute hoffen so giebt es doch auch weite
Strecken, wo sämmtliche Wahlen in kirchenfeindlichem Sinne ausgefallen sind; was soll denn aus der Synode werden? Ich fürchte dieser Schritt unsrer
Regierung war ein verfehltes Entgegenkommen, das mich an Schillers Wort erinnert: „Gefährlich ist‘s den Leu zu wecken.“ Anderseits droht uns der
norddeutsche Bund die ernstesten Unionsgefahren. Doch ist’s auch erfreulich zu sehen, wie hier und da ein Zeuge noch dem andern erwacht und sich hören
läât. Wir Alle, die wir durch Gottes Gnade unsre Lutherische Kirche lieb haben, haben ein dunkles Gefuhl daâ dieselbe in Deutschland groâen,
vielleicht erschütternde Ereigniâen entgegengeht; aber – Gott Lob! – unter,
[Transliterated by Lisa Bardo Weidman]