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Author: Subject: 101.600 Lindemann to Kilian [CHI, Serbin Collection] 4 Jun 1868
mersiowsky
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[*] posted on 6-2-2015 at 08:47 PM
101.600 Lindemann to Kilian [CHI, Serbin Collection] 4 Jun 1868


Addison, DuPage County, IL
June 4, 1868

Very honored Friend!
In Christ Jesus, warmly beloved Brother!

I received your dear letter written on May 24th with the idea concerning the call of a teacher. May I therefore first of all pay attention to your content. The invitation of Pastor Fick that Gerhard may visit him is well known to me. I have not advised concerning it until now, to follow you, going there with about 25 dollars, which after my conviction could have been useless for his consequences. However, since you desire it in writing, that he goes and also send him generous travel money, therefore I am relieved of all response. I hope that the change happens at the right time. It is the case that Gerhard can today already be in Collinsville for 4 weeks.

Concerning Gerhard’s behavior, his customary conduct and progress, we teachers are very well pleased. He is a serious, pious and diligent young man, who is justified of good hope, when his gifts do not shine equally. I warmly rejoice that I have him with me and can go around with him. Finally it is of course the case only in a very limited measure with the students. My time is measured to me very short. Yet we often maintain as much as a half hour with each other. He is very open toward me, and what rejoices or troubles his heart, he lets me take part in it. To you and his dear mother I say again to calm you: I am very much contented with him.

May I then also request as an example, that you would send him your picture?

Now concerning the call. On the 2nd of this month, the Teachers-Board makes the decision concerning the final exam and applications [placements]. This time we will place only 19, whereas 40 should have been placed. It has truly given rise to a pain, to divide the actual gifts and strengths which the church receives for the best general good. We have selected a young man for you that I must now describe precisely. Yet I will note here ahead of time, that I do not yet have in hand his call, but remember to wait with it until I have an answer to this letter.

The young man is called Ernst Leubner and is originally from Neugehrsdorf near Weigsdorf in Saxony (also in the vacinity of the beloved Kotitz). He is now 21 years old; he was in Brunn’s Institute for 5 months, and a year with us. He is also about a year in America. We would not risk sending him out so soon, if we have not learned to know him as an honest, faithful, gifted, and diligent person. Of course all requests, which you find sketched in your letter, he does not match, nevertheless I must first ask, if you would have him, whether I in the other case send him forth immediately. He namely has knowledge of the English language and made a beginning with us on the piano, and has come so far with us, that we dare hope, that he himself can and would work out. He has made astounding progress in English, and even was the motivation that we determined him for you. We namely hope that he not only completely appropriates English, but would also easily learn Wendish. He gives practice toward it.

He is not yet able to play the organ. But, yes he could do that, least of all, do it yet in the mean time until he has done it. That Leubner would learn it, that I have no doubt!

In all the rest, your school children would receive from him a teriffic teacher. He is a well-minded man, who is bright, pleasing, [and] friendly. He would truly attach himself to you.

Yet one thing: he is not married! What is not – can become.

Would you then have the dear Leubner, then write back favorably about it and then [it would be] best also to have at one’s disposal the travel money. Should you and your dear congregation be moved not to call Mr. Leubner, then I regret to provide him to another place; the joy, that you for the longest time desired to receive this year, I must then, of course, fail.

The true Savior belongs to the church and school, which lays very much in your heart, he marvelously turns all for the best and leads his cause.

And now God orders, beloved! The Lord be with you and your house and your congregation. Gerhard and Mr. Leubner give you warm greetings. Receive, together with all beloved members of the family, the warmest greetings from me and mine.

In true unchanging love,
I am,
J. C. W. Lindermann

[Translated by H. Melvin Symmank]


Addison, DuPage Co., Ill.
4. June 1868.

Sehr geehrter Freund!
In Christo Jesu herzlich geliebter Bruder!

Eben im Begriff des zu berufenden Lehrers wegen zu schreiben, erhalte ich Ihren lieben Brief vom 24. Mai. Gestatten Sie desshalb, dass ich zunächst seinen Inhalt beachte. Die Einladung des Herrn Pastor Fick, dass Gerhard ihn besuchen möchte, ist mir sehr wohl bekannt. Bisher habe ich davon abgerathen, ihr zu folgen, weil damit c. 25 Doll. hingehen, die nach meiner Überzeugung nutzbringender für ihn hätten angelegt werden können. Doch da Sie es ausdrücklich wünschen, dass er geht, und ihm auch so reichlich Reisegeld senden, so bin ich ja damit aller Verantwortung enthoben. Ich hoffe, dass der Wechsel rechtzeitig eintrifft. Ist es der Fall, so kann Gerhard heute über 4 Wochen schon in Collinsville sein.

Mit Gerhards Verhalten, seinem sittlichen Betragen und Fortschritten sind wir Lehrer sehr wohl zufrieden. Er ist ein ernster, frommer und fleißiger Jüngling, der zu guten Hoffnungen berechtigt, wenn gleich seine Gaben nicht glänzend sind. Ich freue mich herzlich, dass ich ihn bei mir habe und mit ihm umgehen kann. Letzteres ist freilich außer den Stunden nur in sehr beschränktem Maße der Fall. Meine Zeit ist mir gar kurz zu gemessen. Doch unterhalten wir uns oft, oftmals ein halbes Stündchen miteinander. Er ist sehr offen gegen mich, und was sein Herz erfreut oder betrübt, daran lässt er mich Theil nehmen. Ihnen und der lieben Mutter zur Beruhigung sage ich nochmals: ich bin sehr wohl mit ihm zufrieden.

Sie wollen ihm Ihr Bild senden, - dürfte ich dann auch um ein Exemplar bitten?

Nun die Berufssache. Am 2. dies. Mon. hat das Lehrer-Collegium über die Abiturienten und ihre Verwendung entschieden. Wir lassen dieses Mal nur Neunzehn gehen, während 40 Stellen besetzt werden sollten. Es hat wirklich einige Mühe verursacht, die vorhandenen Gaben und Kräfte so zu vertheilen, dass sie der Kirche möglichst allgemein zu Gute kommen. Für Sie haben wir einen jungen Mann ersehen, den ich nun genauer beschreiben muss. Doch will ich gleich hier zuvor bemerken, dass ich ihm die Vocation noch nicht in die Hände gegeben habe, sondern damit zu warten gedenke, bis ich auf dieses Schreiben Antwort habe.

Der junge Mann heißt Ernst Leubner und ist aus Neu-Gehrsdorf bei Weixdorf in Sachsen (also in der Nähe des geliebten Kotitz) zu Haus. Er ist jetzt 21 Jahre alt; war 5 Monate in der Brunn‘schen Anstalt und 1 Jahr bei uns. Er ist also etwa 1 Jahr in Amerika. Wir würden es nicht wagen, ihn sobald auszusenden, wenn wir ihn nicht als einen offenen, treuen, wohlbegabten und fleißigen Menschen hätten kennen lernen. Freilich allen Anforderungen, die sich in Ihren Briefen aufgezeichnet finden, entspricht er nicht; desshalb muss ich erst zufragen, ob Sie ihn auch haben wollen, während ich ihn anderen Falls sofort gesandt hätte. Er hat nämlich mit Erlernung des Englischen und des Clavierspiels bei uns erst den Anfang gemacht, und ist nur soweit damit gekommen, dass wir hoffen dürfen, er könne und werde selbst fortarbeiten. Er hat am Englischen erstaunliche Fortschritte gemacht, und eben das ist die Veranlassung gewesen, dass wir ihn für Sie bestimmt haben. Wir hoffen nämlich, dass er nicht nur das Englische noch völlig aneignen, sondern auch das Wendische leicht lernen wird. Er übt sich bereits darin.

Die Orgel wird er jetzt noch nicht spielen können. Das könnte ja aber Derjenige thun, wenigstens einstweilen noch thun, der es bisher gethan. Dass Leubner es lernen wird, daran zweifle ich gar nicht!

In allem Übrigen werden Ihre Schulkinder an ihm einen trefflichen Lehrer bekommen. Er ist ein wohlgesinnter, fester Mann, dabei flink, gefällig, freundlich. Er wird sich gewiss an Sie anschließen.

Noch Eins: verheirathet ist er nicht! Was nicht ist, kann werden.

Wollen Sie nun den lieben Leubner haben, so schreiben Sie gefälligst umgehend zurück und verfügen Sie dann gütigst auch, wie es mit dem Reisegeld zu halten ist. Sollten Sie und Ihre theure Gemeinde sich bewogen finden, Herrn Leubner nicht zu berufen, so würde es mir leicht sein, ihm eine andere Stelle zu verschaffen; die Freude, Ihnen in diesem Jahre in der längst gewünschten Weise dienen zu können, müsste ich mir dann freilich versagen.

Der treue Heiland, dem Kirchen und Schulen gehören, dem sie gar sehr am Herzen liegen, der wende Alles zum Besten und führe seine Sache herrlich hinaus.

Und nun Gott befohlen, Theuerster! Der Herr sei mit Ihnen, Ihrem Hause und Ihrer Gemeinde. Gerhard und Herr Leubner lassen herzlich grüßen. Empfangen Sie, sammt allen theuren Gliedern der Familie, die herzlichsten Grüße von mir und den Meinen.

In treuer, unveränderter Liebe
Ihr
J. C. W. Lindemann

[Transliterated by Christian Symmank]

Letter 101.6.1 4 Jun 1868.25.jpg - 225kB

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