Groeditz near Weiszenberg, January 22, 1868
Highly honored, dearest brother!
Now with shame can I begin this letter, which should be an answer to you on my tardy letter to you of September 7, 1866. But for me I plead of you to
hold open with much apology my improper long silence, friend and brother. Many things happened for me since the time of the beginning of your letter,
especially weighty and moving which happened preventing me from accomplishing what I otherwise had gladly done. In October of ’66 I received
completely unexpectedly the call to Groeditz to the blessed Pastor Hilbieg’s place. On Judica Sunday ’67 I began in the Lord’s name my ardent, great
and weighty pastoral office.
To my long cherished wish to write you, now came in the recent time yet a special cause which I will deal with for you right now. The recognized
church father, cottager and mason, Mickan, called Zieschang, sought out news concerning first with your emigrated brother, Michael Mickan, if he lives
and where he lives. He had lived here in Groeditz before he left the homeland. We were very obliged for a good answer about that and it was so much
heartfelt before we received the news. Miller Grosz from Wuischke who returned here in May or June knew no information to give.
Not without painful intrest to me, that your hope to travel back to Saxony, which according to God’s good and meraciful will appears not to be
fulfilled. For you and for our sakes, I and many others of us would have greatly rejoiced it it had been God’s will. Our Saxon church goes heavy
against the battle and needs more than just people who know this, what kind of treasure we have in our Lutheran Church. I believe the general content
and the union out of the obvious present Christ-likeness which is now found in the Saxons favor, as opposed to the weak dyke. How serious had been
the leadership of the Lutheran Church in Germany in the last years. First the devastating struggle of the Lutheran Church in Prussia where previously
peace and friends ruled, then the powerful political upheaval of the year ’66 with its part following, part truly now the imminent drastic reversal on
the church. Yet it is always to the praise of the grace of God, that Saxony yet with the fate of Hannover (etc.) and so on, remains spared and the
drive to that place began to open the eyes with us Lutherans and other people. As in meetings in times past, (they) received Synodical condition for
the Saxon state church, after which, for example 24 spiritual and 30 laymen of the Synod would be allowed to form various important things for the
church of Saxony.
But now I come to my main subject and your last letter, my dear former penitent, the now Pastor Lehnigk. How should I thank you for the love with
which you yourself have taken up in his troubled support! Certainly the Lord will reward of His generousness. But now it is regarding not only his
present body, his official office and for example, wherein I may have so warmly glad news, but yet something other, what goes very near to me. Law
courts have been spread here, Lehnigk has gilded your affection with with ungratefulness, one part (says he) attached himself to your congregation and
(another says he) seperated himself from you. It is exceptionally important for me to learn whether and what of it is true. I have Lehnigk, as he yet
was a congregational member, very loved, often promised and defended against many embittered opponents, in particular also against the reproach of
the highly mettlesome, (which) were made from many sides against him in unfair and lack of understanding wise. And yet I myself fear, that this
dangerous enemy manifest in each Christian in all his various often very deceitful forms, yet has not known enough about his overall kingdom struggle.
It is very painful to me, if one could actually know the undetermined apprehension which I protect all things of his valley, and I desire God’s warm
thanks if your next letter, which I await with desire, brings the calming to me that I will be judged wrong. For today, I would ask of you, to forward
the enclosed letter to Lehnigk. It contgains the same questions of him which I have expressed to you.
And now, dear brother in the Lord, you repay evil with good! Yes rather I await from you sooner rather than later news for Michael Mickan (and)
about Lehnigk that my joy and thankfulness might be greater.
The Lord hold you yet long to blessing, to your dear congregation joy and comfort in the knowledge of His salvation in truth.
With warm greeting , brotherly love,
Yours, Albert Ebert, Pastor at Groeditz
[Translated by H. Melvin Symmank]
Gröditz b/ Weißenberg, den 22. Januar 1868.
Hochgeehrter, geliebter Bruder!
Nur mit Beschämung kann ich diesen Brief beginnen, der eine Antwort sein soll auf Ihr an mir liegendes werthes Schreiben vom 7. September 1866. Ohne
mich mit vielen Entschuldigungen aufzuhalten, bitte ich Sie, mir mein ungebührlich langes Schweigen freundlichst und brüderlichst zu verzeihen.
Allerdings war die Zeit seit dem Empfange Ihres Briefes für mich eine besonders wichtige und bewegte, die mich zu Manchem nicht kommen ließ, was ich
sonst gern gethan hätte. Im October 66 erhielt ich ganz unerwartet die Vocation nach Gröditz an des seligen P. Hilbieg Stelle, am Sonntag Judica 67
trat ich in des HErrn Namen mein hiesiges großes und schweres Pfarramt an.
Zu meinem längst gehegten Wunsche, Ihnen zu schreiben, kam nun in der letzten Zeit noch eine besondere Veranlassung, die ich Ihnen gleich hier
mittheilen will. Der hiesige Kirchvater, Häusler und Maurer Mickan, genannt Zieschang (Křižan), begehrt Nachrichten von seinem einst mit Ihnen
ausgewanderten Bruder Michael Mickan, ob er lebt und wo er sich aufhält. Derselbe hat hier in Gröditz gewohnt, ehe er die Heimath verließ. Für eine
gütige Auskunft hierüber würden wir sehr verbunden sein und zwar desto inniger, je eher wir die Nachricht empfingen. Der im Mai oder Juni hierher
zurückgekehrte Müller Groß aus Wuischke weiß keinen Bescheid zu geben.
Nicht ohne schmerzliche Theilnahme las ich, daß Ihre Hoffnung, nach Sachsen zurückzukehren, sich nach Gottes gutem und gnädigem Willen nicht erfüllen
zu wollen scheint. Um Ihret und um unsertwillen hätten ich und viele Andere uns sehr gefreut, wenn es Gottes Wille gewesen wäre. Unsre sächs. Kirche
geht schweren Kämpfen entgegen und bedarf mehr denn je Männer, die da wissen, was für ein Kleinod wir an unsrer Lutherischen Kirche haben. Dem immer
weiter einreißenden und immer mehr Gebiete überfluthenden Unglauben wird, glaube ich, die allgemein gehaltene und der Union aus zu offenbar zugeneigte
Christlichkeit, die jetzt in Sachsen Begünstigung findet, einen schwachen Damm entgegensetzen. Wie ernst sind die Führungen der Luth. Kirche
Deutschlands in den letzten Jahren gewesen! Erst die verheerenden Kämpfe in der Luth. Kirche Preußens, wo sonst nur Friede u. Freunde herrschte, dann
die gewaltigen politischen Umwälzungen des Jahres 66 mit ihren Theils erfolgten, theils wohl noch bevorstehenden Rückwirkungen auf die Kirche. Doch
ist es immer als eine Gnade Gottes zu preisen, daß Sachsen noch mit dem Schicksal Hannovers u.s.w. verschont geblieben ist und die Gefahren der
dortigen Lutheraner auch Manchem bei uns die Augen zu öffnen anfangen. Die in der gestrigen Kammersitzung angenommene Synodalverfassung für die sächs.
Landeskirche, nach welcher z.B. 24 Geistliche und 30 Laien die Synode bilden sollen, dürfte von entscheidender Wichtigkeit für die Kirche Sachsens
werden.
Nun aber komme ich auf den Hauptgegenstand meines und Ihres letzten Briefes, mein liebes früheres Beichtkind, den jetzigen Pastor Lehnigk. Wie soll
ich Ihnen für die Liebe danken, mit der Sie Sich seiner in seinem betrübten Zustande angenommen haben! Gewißlich, der HErr wird es Ihnen reichlich
vergelten. Nun ist es aber nicht bloß sein jetziges leibliches Befinden, seine amtliche Stellung u. dgl., worüber ich so herzlich gern Nachricht haben
möchte, sondern noch etwas Anderes, was mir sehr nahe geht. Es sind hier Gerüchte verbreitet worden, Lehnigk habe Ihnen Ihre Liebe mit Undank
vergolten, einen Theil Ihrer Gemeinde an sich gezogen und sich mit demselben von Ihnen getrennt. Es ist mir außerordentlich wichtig, zu erfahren, ob
und was daran Wahres ist. Ich habe Lehnigk, als er noch mein Gemeindeglied war, sehr geliebt, oft gelobt und gegen manchen erbitterten Widersacher
vertheidigt, ins Besondere auch gegen den Vorwurf des Hochmuths, der ihm von vielen Seiten in unbilliger u. unverständiger Weise gemacht wurde, und
doch fürchte ich selbst, daß er diesen gefährlichen Feind jedes Christen in allen seinen mannigfaltigen, oft sehr täuschenden Gestalten noch nicht
genug erkannt hat, um ihn überall siegreich bekämpfen zu können. Es sollte mir sehr wehe thun, wenn sich gewisse unbestimmte Befürchtungen, die ich
allerdings seinethalben hege, verwirklichen sollten, und ich wollte Gott herzlich danken, wenn Ihr nächster Brief, dem ich mit Verlangen entgegensehe,
mir die Beruhigung brächte, daß ich unrecht berichtet worden bin. Für heute darf ich Sie wohl bitten, den beifolgenden Brief an Lehnigk zu befördern.
Er enthält dieselben Fragen an ihn, die ich hier über ihn ausspreche.
Und nun, theurer Bruder in dem HErrn, vergelten Sie Böses mit Gutem! Je eher ich über Sie, über Michael Mickan, über Lehnigk Nachricht erhalte, desto
größer wird meine Freude und Dankbarkeit sein.
Der HErr erhalte Sie noch lange zum Segen Ihrer lieben Gemeinde freudig u. getrost im Bekenntniß Seiner seligmachenden Wahrheit!
Mit herzlichem Gruß brüderlicher Liebe
Ihr Albert Ebert, Pastor zu Gröditz
[Transliterated by Christian Symmank]