mersiowsky - 9-2-2015 at 11:42 AM
New Orleans, March 15, 1887
To the evangelical Lutheran Kreuz Congregation in Warda, Fayette County, Texas
Honorable Brothers in the Lord!
Last Saturday I received a letter from Mr. J. Borjack. The same writes to me that he had requested a release from your congregation for about the
same reasons, for which you released the brothers Zoch. Additionally J. Borjack mentioned that his wife can understand the Wendish language better
than the German. He writes that Pastor Buchschacher and also Mr. Schneider, the head of the board, had agreed to his request with a condition, which
he wanted to fulfill. However, the congregation has refused the release on the basis, that he should help to pay down the church debt first.
When I gave advice concerning the brothers Zoch, incorrect information was spoken concerning my advice which is reflected in your letter to me. It
is for this reason I will share with you the same information I had written about then, because J. Borjack’s case is very similar to the case of the
brothers Zoch.
I. The release of a congregational member may not occur except for serious cause.
A. One of three things has to happen in relation to the Pastor.
1. False doctrine
2. Godless life
3. Intentional wrongdoing while in office
B. The congregational member in question
1. does not need to prove, in that case the congregation would need to release the pastor, if that proof would be obvious, and not release the
congregational member; but
2a. the person in question must be able to show, that he, because he knows of actions, of which he is convinced (although he cannot prove them because
of lack of witnesses or other matter of proof) cannot do otherwise but hold the pastor guilty of one of the three actions.
2b. at least he should be able to make the congregation believe that it would be unfavorable for both parties, or would be very ___ if the financial
bond would not be cut.
C. The congregation should be convinced (in consideration of love)
1. that the person in question is driven by his conscience (at least ___ ways)
2. that he under these circumstances, may it
2a. that the facts are indeed too suspicious, or
2b. the complainant be too weak, could not do any different than to offend his (true or erring) conscience, in case he needed him as his pastor.
II. The release may not happen in an arbitrary and one-sided way.
A. It is therefore, that all this
a. not only between complainant and the pastor, whom he wishes to be his pastor, decided, but
b. publicly in front of the congregation
B. But if
a. the congregation cannot handle it, or b. its decision does not satisfy the person in question, then
c. the visitator, or
d. the president should review the case in its entirety.
This is what I had written about in the case of the Zoch brothers. I believe I used the same words and expressions. The present case should be
handled in the same manner. Since Mr. J. Borjack’s case is very similar, the same steps should be taken. You see that I did not order a visitation
then. I did not request from Pastor Kilian to look into the matter, but directed that the congregation take care of it in a thorough manner. If the
congregation cannot handle the matter, or if the decision does not satisfy the person in question, then request that the matter will be reviewed by
the visitator. (Everybody knows that in Texas Pastor Birkmann is the visitator). The matter at hand should be submitted to him in writing or orally.
If the matter cannot be resolved, only then should it be submitted to the president
I note as I had done then, that I do not hope that the matter will be brought before me for revision. But should it become necessary, then you need
to report to me in the greatest detail. Nothing should be kept from me, or I would not be able to make a wise decision. You know the time will come
when we have to give justification before the highest judge Jesus Christ about every word which we have spoken or written. You cannot ask of me, that
I judge a case, which I don’t know in its entirety.
Mr. J. Borjack writes to me, that you care to release him, but that before he would be released he would have to pay a portion of the church debt. I
would like to note that if Mr. Borjack has been a good congregational member and paid his portion of the church’s debt, would be no reason to refuse
the release despite the fact that the congregation continues to carry debt. But I don’t know if those reasons might be a fact.
I hope that this matter will be put to rest and I will hear no more of it. Our God give his grace and blessing.
With best regards to the Warda congregation, your humble brother in Christ,
Timotheus Stiemke
P. S. I ask that you will show this letter to Mr. Borjack.
[Margot Hendricks]
New Orleans, 15. März 1887
An die evgl. luth. Kreuz Gemeinde in Warda, Fayette County, Texas
Geehrte Brüder in dem Herrn!
Letzten Sonnabend erhielt ich einen Brief von Herrn J. Borjack. Derselbe schreibt mir, er habe von Ihrer Gemeinde Entlassung begehrt ungefähr um
derselben Gründe willen, um derentwillen Sie auch die Gebrüder Zoch entlassen haben, wozu noch kommt, dass J. Borjack angab, seine Frau könne auch das
Wendisch besser verstehen als das Deutsche. Er schreibt nun, Herr Pastor Buchschacher und auch Herr Vorsitzer Schneider im Namen des Vorstandes
hätten in seine Entlassung gewilligt unter einer gewissen Bedingung, die er auch erfüllen wollte. Die Gemeinde aber habe ihm die Entlassung
verweigert auf den Grund hin, dass er erst solle die noch vorhandenen Kirchenschulden bezahlen helfen.
Da nun, als ich das letzte Mal betreffend die Gebrüder Zoch Rat gegeben habe, Unrichtigkeiten über diesen meinen Rat sind verbreitet worden, wie ihr
Brief an mich ausweist, so will ich nun Ihnen selbst das schreiben, was ich damals geschrieben habe, weil J. Borjack’s Fall ja ganz ähnlich ist dem
Fall der Gebrüder Zoch.
I. Die Entlassung eines Gemeindegliedes darf nicht ohne wirkliche Not geschehen.
A. Es muss sich dabei um eines der drei Dinge in Bezug auf den Pastor handeln.
1. Falsche Lehre
2. Gottloses Leben
3. Mutwilliges Untun im Amte
B. Das betreffende Gemeindeglied braucht zwar
1. dies nicht zu beweisen, denn sonst müsste die Gemeinde, wenn dieser Beweiss dawäre, den Pfarrer entlassen und nicht das Gemeindemitglied ausweisen;
aber
2a. der Betreffende muss zeigen können, dass er wegen Sachen, die er wisse, oder von denen er überzeugt sein müsse (wiewohl er sie aus Mangel an
Zeugen oder anderen Beweissmitteln anderen nicht gewissmachen könne), nicht anders könne, als den Pastor einer jener drei Dinge schuldig zu halten.
2b. zum wenigsten sollte er der Gemeinde glaublich machen können, dass es für beide Teile, oder doch für ihn gefährlich, oder doch sehr ___ sein
würde, wenn das Finanzialband nicht gelöst würde.
C. Die Gemeinde Ihrerseits sollte (wenigstens der Liebe nach) überzeugt sein
1. Dass betreffender (wenigstens __ Weise) von seinem Gewissen getrieben werde
2. Dass er unter diesen Umständen, sei es
2a) dass die Tatsachen wirklich zu verdächtig oder
2b) der Kläger zu schwach sei, nicht anders könne, als sein (rechtes oder irrendes) Gewissen verletzen, falls er ihn als Seelsorger brauche.
II. Die Entlassung darf aber nicht auf eigenmächtiger und einseitiger Weise geschehen
A. Es sollte deshalb dies alles
a. Nicht etwa blos zwischen dem Kläger und demjenigen Pastor, welchen er sich zum Seelsorger wünscht, gehandelt und entschieden werden, sondern
b. Öffentlich vor der Gemeinde
B. Wenn aber
a. Die Gemeinde damit nicht fertig werden könnte, oder
b. Ihre Entscheidung den Betreffenden nicht befriedigte, so sollte
c. Der Visitator (Überprüfer), oder
d. Der Präses (Vorsitzender) die Verhandlungen revidieren (nachprüfen)
Dies ist es, was ich damals in dem Fall der Gebrüder Zoch geschrieben habe, und wie ich glaube, fast mit denselben Worten und Ausdrücken und gemäss
diesem Schema sollte die Sache angegriffen werden. Da nun der Fall des Herrn J. Borjack ein ganz ähnlicher ist, so gilt dies jetzt auch. Sie sehen
aber daraus, dass ich weder damals noch jetzt eine Visitation (Nachprüfung) angeordnet habe, noch weniger habe ich Herrn Pastor Kilian mit derselben
beauftragt, sondern Ihre Gemeinde soll selbst die Sache gründlich vornehmen. Können Sie damit nicht fertig werden, oder befriedigt ihre Entscheidung
den Betreffenden nicht, dann sollen Sie die Sache vom Visitator(Überprüfer) (der, wie jederman weiss, für Texas Pastor Birkmann ist) revidieren
lassen, dem die Sache entweder schriftlich oder mündlich genau mitgeteilt werden kann. Wenn das die Geschichte auch noch nicht zu Ende bringen
sollte, dann erst soll sie an den Präses (Vorstand) berichtet werden.
Ich bemerke hierbei, wie ich es auch damals getan habe, dass ich nicht hoffe, die Sache kommt bis an mich zur Revision. Sollte das aber doch
geschehen, dann muss sie mir ganz genau bis ins kleinste mitgeteilt werden und darf mir nichts verschwiegen werden, sonst kann ich mir kein Urteil
bilden. Sie wissen, wir müssen einst alle Rechenschaft geben vor dem Richterstuhle Jesu Christi auch über jedes Wort, das wir reden oder schreiben;
man kann mir also nicht zumuten, dass ich etwas über eine Sache sage, die ich nicht genau kenne.
Dass J. Borjack mir schreibt, Sie wollten ihn entlassen, aber er müsse erst die noch vorhandenen Kirchenschulden bezahlen helfen, so möchte ich
darüber bemerken, dass, wenn Herr Borjack bisher als ein treues Gemeindeglied in diesen Dingen seine Schuldigkeit getan hätte, das allein, dass die
Gemeinde noch Schulden hat, kein Grund wäre, die Entlassung zu verweigern. Doch weiss ich ja nicht, ob solche Gründe nicht eben vorliegen.
Ich hoffe nun, die Sache wird zu Ende gebracht werden, ohne dass ich wieder etwas davon hoere.
Der treue Gott gebe dazu seine Gnade und seinen Segen.
Mit herzlichem Gruss an die ganze Warda Gemeinde,
Ihr geringer Bruder in Christus,
Timotheus Stiemke
P. S. Ich bitte, dies Schreiben auch Herrn Borjack mitzuteilen.
[Margot Hendricks]