The Wendish Research Exchange

150.000 Kosyk to editor [Luzica] [Translated from summary to Dr. Cyz] Wendish

mersiowsky - 9-2-2015 at 10:19 AM

Translation from Kito Lorenc, Sorbisches Lesebuch.


In Springfield, where I studied earlier, I became acquainted with a Sorbian countryman, Mr. Urban. Worthy readers of my writing published in Łužica No. 6, S. 49 already have learned of this. My beloved countryman, Urban, born in Kubschutz near Bautzen, kindly invited me to spend my vacation with him, and I enjoyed conversing with him in Sorbian. He told me much about the Texas Sorbs, and I would like to pass on some of the details to the treasured readers of Łužica.

The Texas Sorbs have preserved their old customs to the present time with all faithfulness, especially those observed with marriages, baptisms, etc. While Americans celebrate the high festivals only one day, the Sorbs celebrate them for three days. All the celebration and endeavors reflect the old Sorbian piety on the one hand, and innate cheerfulness on the other. They will not fail to visit a neighbor on the 3d feast day, for hog butchering [Großwurst], or for a congenial visit. On Sunday evening the young and older people come together. They tell of their dear, distant homeland, of their good luck and misfortune.

Whoever is able tells the old folk tales of the Noon Lady, of the dwarfs, of dragons, of the wild Bernhard [leader of the chase], of Aquarius, of the bewitched Sorb kings, etc. Yes, even much is said of “Old Fritz.” The young ones who have never seen Lusatia ask probing questions and are full of awe. Finally they sing the common Sorbian church hymns from “Hymns of Joy” that Kilian had published in Bautzen in 1858. Most frequently and most dearest are the songs they sing: “The Heavens are Bedecked with Clouds,” “The Good Gifts on Earth,” “Come Heart and Rejoice,” “May All Act Thereon,” “Give Praise You Lovely Blossoms,” and that one with the lovely melody “Our Ship Sails the Sea.” And when these songs have died away, then a very special one is struck up, namely: “When Again We See Each Other,” and the old eyes weep; the young fold their hands: God’s Peace – encompassing peace, that is the song with which they once said “Farewell” to their brothers and sisters at home -- forever. The old folks still envision this “Farewell” and the young can sense what moves the hearts of the old.

The speech in both church and home is the old Sorbian mother tongue. But just as in Lusatia, so it is in Serbin; some “distinguished” Sorbs disdain their mother tongue and have built a German church for themselves. Possibly German immigrants joined there and helped them. The Texas Sorb not only treasures his Sorbian mother tongue as a prized possession, that he carefully protects and uses, but he also understands German, English, and many also Spanish. As skilled and as often as a Lower Sorb in the Spreewald travels with his boat [Kahn], so skilled and as often does the Texas Sorb ride his horse. Already as a young lad, he dashes through the area on his bay, trailing a whirling cloud of dust; and the youngster can throw the lasso from his horse as well as the skilled Mexican. Also in his courtship the Texas Sorb youth rides with his dearest and promised one around in Serbin, and the proud Sorb girl flies with him in full gallop.

The Sorb congregation in Serbin numbers 400 souls, the German and German-Sorbian 150. In addition, Sorbs live together in Warda, 5 miles from Serbin, in West Yegua, 12 miles from Serbin, in Giddings, 6 miles from Serbin and then among Germans in various locations and towns farther away. Initially they also had Sorbian worship services at West Yegua, but because of a shortage of Sorbian clergymen, only Serbin has a Sorb worship service. Pastor Kilian retired in July 1883 because of his age. All the Sorbs of that area express a childlike affection for him as their “dear old father.”

Mato Kosyk

[GRN]



In Springfield, wo ich früher studierte, machte ich die Bekanntschaft des sorbischen Landsmann, Herrn Urban, wie die verehrten Leser aus meinem Brief, freundlich veröffentlicht in der Łužica No. 6, S. 49, bereits wissen. Jetzt weile ich auf liebenswürdige Einladung meines geliebten Landsmanns Urban, der in Kubschütz bei Bautzen geboren wurde, bei ihm in den großen Ferien und vergnüge mich herrlich bei ihm auf Sorbisch. Er berichtet mir auch verschiedene Dinge über die Texas Sorben, und daher will ich einige Kleinigkeiten über diese den geschätzten Lesern der Łužica mitteilen.

Die Texas-Sorben haben ihre alten Bräuche bisher getreu beibehalten, was man am besten bei Hochzeiten, Kindtaufen usw. erkennt. Ebenfalls feiern sie die Hochfeste drei Tage lang, die Amerikaner jedoch nur einen Tag. Bei allen ihren Festen und Arbeiten erweist sich jene alte sorbische Frömmigkeit wie andererseits derselbe angeborene Herzenshumor. Sie verabsäumen keinesfalls am dritten Festtag zum Nachbarn zur “wulka kobasa – dem Wurstschmaus bzw. der Großwurst [nach dem Schweineschlachten. D. Ubers.] zu gehen oder zu froher Plauderei. Am Sonntagabend trifft sich die Jugend mit den Senioren und es wird den Jungen aus der lieben weiten Heimat, ihrem Glück und Unglück erzählt.

Wer sie kennt, erzählt alte Volkssagen über: Mittagsfrauen, Zwerge, Drachen, den wilden Bernhard, [Anführer der wilden Jagd], Wassermann, auch über den “Alten Fritz” gibt es viel zu sagen. Die Jungen, die die Lausitz nicht gesehen haben, stellen begeistert bohrende Fragen, wundern sich und zum Abschluß singen alle gemeinsam sorbische Kirchenlieder aus dem Gesangbuch “Freude am Singen”.das 1858 von Kilian in Bautzen herausgegeben wurde. Am häufigsten und am liebsten singen sie die Lieder: “Der Himmel ist mit Wolken behangen”, “Gute Gaben auf der Erden”, “Komm Herz und freue dich”, “Ein jeder gebe gut acht”, “Gelobet sei die schöne Blume” und jenes mit herrlicher Stimme: “Unser Schiff durchpflügt das Meer.“ Sind diese Lieder verhallt, kommt noch ein besonderes, nämlich: “Wenn wir uns widersehen werden” und siehe da, die Alten weinen Tränen, die Jungen falten die Hände, der Frieden Gottes, süßer Frieden, das ist jenes fromme Lied, mit dem sie einst den lieben Brüder und Schwestern zu Hause Lebewohl sagten, für immer. Den Senioren steht dieses Lebewohl noch lebendig vor Augen und die Jungen fühlen mit, was die alten Herzen empfinden.

Ihre Sprache ist gleichfalls noch jene alter sorbische Muttersprache und das zu Hause ebensogut wie im Gotteshaus; aber wie in den Lausitzen haben sich auch in Serbin, Texas einige “feine” Sorben zu Deutschen gewandelt und sich ein deutsches Kirche errichtet, vermutlich aber auf Druck und mit Hilfe deutscher Ansiedler. Aber nicht nur seine nationale sorbische Muttersprache hält der Texas Sorbe als wertvolles Gut hoch in Ehren, bewahrt sie und bedient sich ihrer, nein er versteht auch Deutsch, Englisch und häufig auch Mexikanisch. So geschickt und oft wie der niedersorbische Bruder im Spreewald mit dem Kahn fährt, so geschickt und oft reitet der Texaner auf dem Pferd. Schon als kleiner Knirps jagt er auf dem Braunen dahin, daß die Staubwolken hinter ihm nur so stieben und der Jüngling wirft vom Pferd aus sein “Lasso”ebenso gut wie der geschickteste Mexikaner. Auch zur “Freite” [Brautwerbung] reitet der sorbische Texas-Jüngling hoch zu Ross mit seiner Liebsten und Verlobten um Serbin herum und die stolze Sorbin fliegt mit ihm dahin im schnellsten Lauf.

Die sorbische Pfarrgemeinde in Serbin zählt 400 Seelen, die deutsche bzw. die deutsch-sorbische 150. Ansonst wohnen die Sorben noch in “Warda”, 5 Meilen von Serbin entfernt, in “West Yewa”, 12 Meilen von Serbin entfernt, in Giddings, 6 Meilen von Serbin entfernt, und dazu in unter Deutschen in verschiedenen weiteren Dörfern und Städten. Anfangs fand auch in West Yewa sorbischen Gottesdienst statt, aber infolge Mangels an sorbischen Geistlichen, gibt es sorbischer Gottesdienst nur noch in Serbin. Herr Pfarrer Kilian ist im Juli des vergangenen Jahres 1883 altershalber in den Ruhestand getreten, und alle dortigen Sorben bezeigen ihm gegenüber kirchliche Zuneigung als zum lieben “alten Vater.”

Mato Kósyk

[Musiat]