mersiowsky - 8-25-2015 at 10:02 AM
Serbin, Lee Co. Texas 27 March 1876
The Rev. J. F. Bünger, St. Louis
Dear colleague!
You sent me friendly greetings in a letter that you wrote to Johann Dube last year. I am compelled, therefore to take the opportunity that now lies
before me to write to you in order to send to you a greeting in response. God, the Lord, remain your shield and reward.
St. Stephen congregation in Beaver Dam, Wisconsin directed a request to us and it was reported in the “Lutheraner” that the Synod had a debt of
47,000 and several hundred dollars. Both have touched our hearts. As a result we have discussed it in two congregational assemblies and resolved that
a church collection should be gathered. From the collection St. Stephens congregation should receive $5 and the rest should go to the Synodical
treasury. The collection was made yesterday Laetare Sunday and totals $35.45 in silver.
What should I do with the money? To whom should I send it? When I thought about it, it occurred to me that the most appropriate person for it would
be my dear old president, while we do not know the exact address of the general treasurer of Synod. You have indeed, during the past year, so nicely
concerned yourself with such matters. You will therefore soon receive a currency exchange from Galveston at my request. From that you will kindly
furnish five dollars in currency to Pastor Lukas in Beaver Dam and deliver the remainder of our collection to the general treasurer of Synod. Listing
the amount in the “Lutheraner” will serve as the receipt.
The condition of the congregations in Serbin and on the Yegua is not exactly desperate but nevertheless quite tenuous. St. Peter congregation and our
St. Paul congregation are properly separated. I wish that St. Peter’s congregation will again receive a pastor. And I am happy to hear that an old
pastor is coming here as long as his life permits, and not a young hot head, with whom it is difficult to get along. I do not want the people of St.
Peter’s congregation because of my sickliness (on 22 March I became 65 years old) sometimes because of existing weakness I have trouble administering
my own office properly. Yet several Wendish families who do not understand German, have recently transferred to us, which I permitted.
But C. Teinert and company arbitrarily left us in 1873 and thereby excluded themselves from an orthodox congregation. Through the employment of
Pastor Stiemke they are yet in their sins that is called διχοστασια Galatians 5, 20 which
was solidly upheld by the Synod. Through this procedure of Synod I have lost a seventh part of my congregation. The people wanted to have a school. My
congregation also granted the same to them. But my congregation never allowed a church congregation to establish a parish congregation. Therefore I
advise the Synod that they call away Pastor Stiemke whom I hold dear and who is an outstanding pastor, and make a school congregation out of the
parish congregation.
If Synod permits Pastor Stiemke to remain in his false position while he has earned one of the best positions, I must finally suspect that the Synod
is attempting to ruin me and my congregation which is still the mother congregation in Serbin and will remain so. I would however rather not fall into
a conflict with Synod.
You have called me your old friend. I equally call you my old friend. I therefore call upon you to concern yourself so that at the end of my life my
relation with Synod does not disintegrate because of Teinert.
I remain in the Lord
Sincerely, Johann Kilian, P.
[διχοστασια = dissension, division]
[GRN; Biar]
Serbin, Lee Co. Texas den 27sten März 1876
Rev. J. F. Bünger, St. Louis.
Hochehrwürdiger, geliebter Herr Amtsbruder!
Sie haben in einem Briefe, den Sie an Johann Dube im vergangenen Jahre schreiben, mich freundlich grüßen lassen. Darum drängt es mich, in einer
Angelegenheit, die gerade vorliegt, an Sie zu schreiben, damit ich einen Gegengruß anbringen kann. Gott, der Herr, sei Ihr Schild und Ihr sehr großer
Lohn.
Die Stephansgemeinde in Beaver Dam, Wisc. hat eine Bitte an uns gerichtet und im "Lutheraner" wurde uns angezeigt, daß die Synode 47000 und etliche
Hunderte Dollars Schulden habe. Beides ist uns, zu Herzen gegangen. Es wurde daher bei uns darüber in zwei Gemeinderversammlungen gesprochen und
beschlossen, daß eine Kirchen Kollekte gesammelt werden sollte. Davon sollte die Stephans-Gemeinde in Beaver Dam 5 Dollars bekommen und das Uebrige
sollte der Synodalkasse zufallen. Die Kollekte wurde gestern, Dom. Laetare, gegeben und beträgt 35 Dollars 45 Cts Silbergeld.
Aber wohin nun mit dem Gelde? An wen sollen wir es schicken? Da ich mir das bedachte, fiel mir ein, der passendste Mann dazu möchte mein lieber,
alter Präses sein, zumal da wir die genaue Adresse des allgemeinen Kassierers der Synode nicht wissen. Sie haben mir ja in den verwichenen Jahren
derartige Repartitionen so schön besorgt. Sie werden also nächstens einen Currency Weichsel aus Galveston in meinem Auftrage erhalten. Davon werden
Sie gütigst Fünf Dollars Currency dem Pastor Lukas in Beaver Dam zukommen lassen und das Uebrige unserer Kollekte dem allgemeinen Kassierer der Synod
überantworten. Der Betrag möge in "Lutheraner" quittirt werden.
Der Zustand der Gemeinde in Serbin und an der Yegua ist nicht gerade desperat, aber doch sehr eigenthümlich. Mit der St. Petri-Gemeinde ist unsere
St. Paul's Gemeinde ordentlich auseinander gesetzt. Ich wünsche, daß die St. Petri-Gemeinde wieder einen Pastor bekommen. Und ich freue mich, daß wie
ich höre, ein alter Pastor hieher kommt sichs hoffentlich mit dem Leben läßte wird, und nicht ein junger Brausekopf, mit dem man schwer auskommen
kann. Die Leute der St. Petri-Gemeinde will ich nicht haben, weil um meiner Kränklichkeit mitunter umtretender Schwäche willen + Noth genug habe, mein
eigens Amt immer ordentlich zu verwalten. Doch sind etliche Wendische Familien, die das Deutsche nicht verstehen, neuerlich zu uns übergegangen, was
ich mir gefallen lasse.
(+ ich wurde am 22 März 65 Jahre alt)
Aber C. Teinert und Genossen sind im Jahre 1873 von uns abgegangen u haben damit von einer rechtgläubigen Gemeinde sich willkürlich selbst
ausgeschlossen. Durch die Anstellung des Pastors Stiemke sind sie dann in ihrer Sünde, die da heißt
διχοστασια Galat 5, 20 von der Synode bestätiget sicher gemacht worden. Durch dieses
Verfahren der Synode habe ich den siebenten Theil meiner Gemeinde verloren. Eine Schule sollen die Leute haben. Meine Gemeinde hat ihnen dieselbe auch
bewilligt. Aber eine Kirchgemeinde, eine Pfarrgemeinde zu gründen, hat ihnen meine Gemeinde niemals erlaubt. Darum rathe ich der Synode, daß sie den
P. Stiemke, den ich sehr lieb habe und der ein sehr ausgezeichneten Pastor ist, wegrufe und aus jener Pfarrgemeinde eine Schulgemeinde mache.
Wenn die Synode den Pastor Stiemke, welcher eine der beste Stellen zu bekommen verdient in seiner falschen Stellung bleiben läßt, so werde ich
endlich den Verdacht fassen müssen daß die Synod mich u meine Gemeinde, welche doch die Muttergemeinde in Serbin ist und bleiben wird zu ruiniren
suche. Ich möchte aber mit der Synode nicht in Conflict gerathen.
Sie haben mich ihren alten Freund genannt. Ich nenne Sie gleichfalls meinen alten Freund. Sorgen Sie dafür daß ich mit der Synode nicht am Ende meines
Lebens um Teinert's willen zerfallen muß.
Ich verbleibe im Herrn
Ihr ergebener Johann Kilian, P.
[GRN;Biar]