mersiowsky - 5-13-2015 at 10:05 PM
Serbin, Texas, 16 June 1864
Venerable Sir Wildenhahn, Member of the Consistory, Bautzen
Very esteemed venerable Member of the Consistory:
In remembrance of your kindness in which you always amiably received me as often as I visited you 10 years ago, and in consideration of your high
position from which you are able to give me the best advice, I take the liberty of letting you know of my concerns and desires in regard to my and my
congregation’s future. I only regret that due to the present circumstances this letter will probably not make it to Bautzen since a friend will have
to take it for here along to Mexico.
Although I, as pastor of the Wendish colony of Serbin have an adequate subsistence and at the age of 53 am still hale and hearty, my official duties
are very demanding, since I also give 50 children elementary instructions, so that in the future I should desire a more tranquil position in my old
homeland. Added to this is the fact that I have 5 children: three sons, one twelve years; one six years; and one four years; whom I would like to
offer a higher education, but no possibility exists over here, although I could provide it from a spiritual aspect. Also I am troubled by the
loneliness and solitude in this place in that I am not able to associate with anyone commensurate with my educational background. That is why my first
concern is to hear whether or not you could and would offer me a Wendish Parish if I would return to my native homeland.Of course, I could only leave
this congregation when a younger man replaces me. And such a man must come from Europe. This congregation cannot exist very long, even if I remained
here until my death, if it did not establish liaison with the Evangelical Lutheran Church of Saxony and receive teachers from it. Therefore the second
concern of this letter is to establish this liaison. At this time I am working on the compilation of our liturgy, which I will send to you later on
should you so desire so that the consistory in Bautzen can determine whether or not they want to take the young colony under its care. If you could
send us a trained Wendish schoolteacher, who has the gift and inclination of preaching, and is well-versed in the small Lutheran Catechism, this
congregation would gladly accept him. A minister over here does not absolutely need an education in a university, if only he is capable of overseeing
a congregation in a practical manner.
There is a large group of German pastors, who were scantily instructed in a mission seminary in Basel for service in Texas and have banded themselves
together in a so-called Lutheran Synod. I remain separated from this synod and since 1855 I am a member of the German Evangelical Synod of Missouri,
Ohio and Other States. In 1860 I made a journey to St. Louis, a large city on the Mississippi 1800 English miles (300 German) from here, in order to
attend a synodical convention. However, I have declared myself against the sectarian antichiliasm of this Synod, even as I reject all sectarian
chiliasm, since I consider this an open question as long as it is not established symbolically. Also for that [reason] I desire closer ties with the
freer Evangelical Lutheran Church of Saxony, since especially in the struggle over here I got to know “the superiority of the ecclesiastical
authorities” over the “inferiority of the ecclesiastical subjects” and therefore have a special liking for the Evangelical Lutheran Church of Saxony,
where I served as a pastor in Kotitz for 11 years.
In confidence I ask you to take my thoughts into consideration and write to me concerning them. My address is Rever. John Kilian, Serbin, Bastrop
Co., Texas. However a letter to me must be enclosed in an envelope and addressed to Messrs. Droege, Ettling & Co. in Matamoros, Mexico. In this
manner I recently received a letter from Bautzen. God grant that the war and the blockade may soon come to an end so that letters and travel to Europe
may go back and forth unhindered.
Let things go like they go; my Father in the highest always know what’s best. Should I remain in Texas for the rest of my life I will just have to
put up with it. Would that the Lord God bless this young Texas congregation, that it may not sooner or later disintegrated due to the lack of
teachers. In the hope that Immanuel will be mindful of what is best for us, I remain in the communion of saints, your Reverend Sir,
yours faithfully,
Johann Kilian, P.
[Biar]
Serbin, Tex. den 16ten Juni, 1864
Herrn Kirchenrat Wildenhahn, Bautzen
Hochwürdiger Hochgeehrter Herr Kirchenrat:
In Erinnerung Ihre Güte, mit der Sie mich vor 10 Jahren allezeit freundlich aufnahmen so oft ich Sie besuchte, und in Erwägung Ihrer höheren
Stellung, die mir den besten Rat schaffen kann, unternehme ich Ihnen meine Sorgen und Wünsche in Beziehung auf meine und meiner hiesigen Gemeinde
Zukunft mitzuteilen. Ich bedaure nur, daß unter den gegenwärtigen Verhältnissen es vermutlich nicht angehen wird diesen Brief, den ein Freund von hier
nach Mexiko mit nimmt, bis Bautzen frei zumachen.
Wiewohl ich als Pastor in der Wendenkolonie Serbin mein hinreichendes Auskommen habe und im Alter von 53 Jahren noch frisch und gesund bin, so ist,
da ich auch 50 Kindern den Elementarunterricht zu erteilen habe, meine Amtsarbeit doch zu anstrengend, als daß ich nicht für die Folgezeit eine ruhige
Stelle in meinem alten Vaterlande wünschen sollte. Dazu kommt, daß ich unter 5 Kindern drei Söhne habe, einen zwölfjährigen einen sechsjährigen und
einen vierjährigen, welchen ich gern höhere Bildung angedeihen ließe, wozu hier wenn ich von dem Wenigen absehe, was ich selbst ihnen in geistliger
Hinsicht geben kann, keine rechte Möglichkeit vorhanden ist. Auch plagt mich die hiesige Einsamkeit und Abgeschiedenheit, in denen ich mit Niemand
verkehren kann, der meine Bildungsgang durchgemacht hätte. Deshalb ist es mein erstes Anliegen, zu erfahren, ob Sie mich wohl in einer wendischen
Parochie anstellen könnten, und wollten, wenn ich in meine ursprüngliche Heimat zurückkäme.
Freilich könnte ich diese Gemeinde nur dann verlassen, wenn ein jüngerer Mann mich hier ablöste. Und ein solche Mann müßte aus Europa kommen. Die
hiesige Gemeinde kann nicht lange bestehen, auch im Fall daß ich bis an meinen Tod hier bliebe, wenn sie nicht mit der ev. lutherischen Kirche
Sachsens in Verbindung tritt, und Lehrer von daher empfängt. Darum ist das zweite wozu dieser Brief die erste Anstalt machen will, diese Verbindung.
Ich arbeite jetzt an der Zusammenstellung unserer Kirchenordnung, welche Ihnen späterhin, falls Sie auf meinen Wunsch eingehen, zu gesandt werden
wird, damit die Kirchenbehörde in Bautzen sich entscheiden kann, ob sie diese junge Kolonie unter ihre Obhut nehmen oder ihrem Schicksal überlassen
will. Wenn Sie uns einen unterrichtenden wendischen Schullehrer, der auch Gabe und Lust zu predigen hätte, und im Inhalte des kleinen lutherischen
Katechismus lebte, hierher senden könnten, so würde die Gemeinde eine solchen gewiß gern annehmen. Universitätsbildung braucht hier in Geistlicher
nicht unbedingt zu haben, wenn er nur befähigt ist, einer Gemeinde praktisch vorzustehen.
Es gibt in Texas eine ganze Schaar deutscher Pastoren, welche in einem Missionßseminar bei Basel für Texas notdürftig gebildet sind, und in einem
sogenannten lutherischen Synodalverbande mit einander stehen. Ich halte mich von dieser Synod getrennt, und bin seit 1855 Mitglied der deutschen ev.
lutherischen Synod in Missouri, Ohio, and anderen Staaten. Im Jahre 1860 habe ich eine Reise nach St. Louis gemacht, welche große Stadt am
Mississippi 1800 englische Meile, (300 deutsche) von hier entfernt lägt, um einer Synodalversammlung derselben beizuwohnen. Ich habe jedoch gegen den
sektirerischen Antichiliasmus dieser Synode mich erklärt, gleichwie ich auch allen sektirerischen Chiliasmus verwerfe, da ich diesen Lehrpunkt als
eine offene Frage behandelt wissen will, so lange als derselbe nicht symbolisch fixirt ist. Auch deshalb wünsche ich mit der freieren ev. luth. Kirche
Sachsens mich näher zu verbinden, zumal da ich in den hiesigen Kämpfen mit der Unartigkeit die größeren Vortheil einer Macht habenden kirchlichem
Obrigkeit erkennen gelernt habe, und darum jetzt die ev. lutherische Staatskirche Sachsens mit Vorliebe betrachte deren Geistlicher ich in Kotitz 11
Jahre lang gewesen bin.
Ich bitte vertrauensvoll diese meine Gedanken in Erwägung zu nehmen, und mir darüber zu schreiben, Meine Adresse ist Rever. John Kilian, Serbin,
Bastrop Co., Texas. Ein Brief an mich müßte aber in ein Cuwert eingeschlagen werden, das an Messrs Droege, Ettling & Co., in Matamoros, Mexico zu
adressieren ist. Auf diesem Wege habe ich neulich einen Brief aus Bautzen richtig erhalten. Wollte Gott, der Krieg und die Blockade bald ein Ende
hätten, damit Briefe und Fahrten nach Europa wieder auf dem nächsten Wege frei gehen könnten.
Es gehe wie es gehe, mein Vater in der Höhe der weiß zu allen Sachen Tath. Soll ich bis an mein Ende in Texas bleiben, so weiß ich mich wohl darein
zu finden Gott der Herr wolle nur durch meine Mutterkirche diese junge Texas Gemeinde segnen, daß sie nicht früher oder später aus Mangel an Lehrern
zerfalle, und untergehe. In der Hoffnung daß Immanuel unserer im Besten gedenken werden, verbleibe ich in der Gemeinschaft aller Heiligen
Euer Hochwürden ergebener
Johann Kilian Pastor
[Biar]