The Wendish Research Exchange

067.000 Jan Karl Lehmann to editor [Serbske Nowiny 4 Feb 1860, S. 36/37]

mersiowsky - 5-11-2015 at 05:42 PM

From America
Sorbian Colony in Texas, December 10, 1859


Honorable Sir,

For quite some time several of us here had agreed to read the Serbske Nowiny but our pastor, Jan Kilian, has opposed it, partly because he doesn’t like the witty and vigorous essays frequently printed in the Nowina and partly because of the slanderous letter written by Mrs. Helas in New Ulm in the year 1855 to Bautzen and printed in the Nowina but not sent to us previously. That piece of paper cut out from the Nowina on which that letter from Mrs. Helas was printed our pastor kept, for the sake of the dear peace, among his letters for a long time, and only recently at an appropriate time made it known to me. That this letter was not sent to any one of us (Is that necessary? The Editor) made him assume the publisher of the Novina as our enemy. Our pastor has ordered me that I make this known to you dear Sir. And the punishment for the sudden publication of the letter from Mrs. Helas shall be that you also publish this, my letter, entirely and unabridged in the Nowina. In case you do it then we will henceforth read your newspaper and occasionally also send you news from our colony.

And because the Lutheran church in the land of the Sorbs has not yet found the strength to publish any kind of ecclesial newspaper, a monthly or weekly paper (Do you not know the Misionski Posoł? The Editor), so we find ourselves forced to use your newspaper as help when we have to bring news to the Sorbs. To that arrangement our pastor as well finds himself momentarily obliged. For in the land of the Sorbs it allegedly is being told that our pastor wants to leave us and has mailed letters to the land of the Sorbs as if an office shall be provided for him there. He has ordered me to oppose those rumors and make known those of his friends to whom he once sent confidential letters in which he asked for an assistant or remarked anything similar, which could have given cause to these vexing reports to all Sorbs. Then it would show what and how he wrote and what the people additionally thought and appended and how his words were misunderstood and interpreted falsely.

I do not know as well, why he would want to or need to move back to Europe. He here has his assured congregation, which stands behind him in spite of all sectarianism. He has at his disposal a well-built parsonage and a parish field for food. He owns a large herd of cattle and has purchased 104 acres of land on which he establish a farm for wife and children in case he would die before them. On the parsonage ground recently also a cistern meaning a well nogged with cement has been constructed and on the 24th of November this year we had a topping-out ceremony for the new church. After that topping-out ceremony our pastor made a speech which, dear sir, I am hereby sending to you without his instruction on my behalf.

With the request that you would now as soon as possible send us your newspaper and that you may hope for reliable payment on our part, I give you my address: John Charles Lehmann, Cunninghams P.O. Bastrop Co. Texas and remain in love as your friend:

Jan Korla Lehmann (Wićaz) from Dauban

Note of the Editor. Even though we do not encourage emigration to America or Australia we, according to our judgment, do publish letters that come from Sorbs or pertain to them. When with “witty and vigorous” conversations those by Hans and Moc should be meant in the above letter, we do not want to sue the far distant Sorbian colonists for insults. Otherwise however we do not intend to change our journalistic program in any way because of you.

[Biar/Christian Symmank]



Aus Amerika
Sorbische Kolonie in Texas, 10 Dezember 1859


Geehrter Herr.

Schon lange hatten einige von uns hier sich verabredet, die Serbske Nowiny zu lesen. Aber unser Herr Geistlicher Jan Kilian hatte sich dagegengestellt, teils weil er die witzigen und zupackenden Aufsätze, die in der Nowina häufig gebracht wurden, nicht mag, teils aber, weil der verleumderische Brief den Frau Helas in New Ulm in Jahre 1855 nach Bautzen geschrieben hatte, in der Nowina abgedruckt und uns nicht zuvor zugesandt worden ist. Das Stück Papier, aus der Nowina heraussgeschnitten, worauf der von Frau Helas stammende Brief steht, hat unser Geistlicher des lieben Friedens wegen zwischen seinen Briefen solange liegen lassen und mir erst unlängst bei passender Gelegenheit mitgeteilt. Er ersieht daraus, daß dieser Brief vor seinem Abdruck niemanden von uns zugesandt wurde (ist das vonnöten? Die Redaktion), den Herausgeber der Nowiny als unseren Feind. Unser Geistlicher hat mich angewiesen, Ihnen, lieber Herr, dieses mitzuteilen. Und Ihre Strafe für die plötzliche Veröffentlichung des Briefes von Frau Helas soll das sein, daß Sie auch diesen meinen Brief vollständig und ungekürzt in den Nowiny veröffentlichen lassen. - Falls Sie das tun, dann wollen wir Ihre Zeitung nunmehr lesen und Ihnen gelegentlich auch Nachrichten aus unserer Kolonie zukommen lassen.

Und weil die lutherische Kirche im Sorbenland bisher noch nicht die Kraft aufgebracht hat, irgendeine kirchliche Zeitung, ein Monats- oder Wochenblatt, zu gebären (Kennen Sie den Misionski Posoł nicht? Die Redaktion), so sind wir genötigt, Ihre Zeitung zu Hilfe zu nehmen, wenn wir den Sorben etwas mitzuteilen haben. Dazu ist auch unser Geistlicher momentan genötigt. Denn im Sorbenland wird angeblich erzählt, daß uns unser Geistlicher verlassen will und daß er Briefe ins Sorbenland geschrieben habe, als sollte man ihm dort eine Stelle besorgen. Er hat mich angewiesen, dem entgegenzutreten und diejenigen seiner Freunde, denen er einst vertrauliche Briefe geschrieben hatte, in welchen er um einen Gehilfen gebeten oder sonst irgendetwas Ähnliches geäußert hat, was zu diesen ärgerlichen Reden Ursache hätte geben können, allen Sorben bekanntzugeben. So würde sich erweisen, was und wie er geschrieben habe und was die Leute hinzugedacht und hinzugefügt hätten oder wie seine Worte falsch verstanden und ausgelegt worden sind.

Ich weiß aber auch nicht, weshalb er wieder nach Europa ziehen wollte oder müßte. Er hat hier seine sichere Gemeinde, die ungeachtet allen Sektierertums zu ihm steht, er verfügt über eine ausgebaute Pfarrwohnung und ein Pfarrfeld zur Ernährung, besitzt eine eigene große Viehherde und hat 104 Acres Land erworben, auf dem er eine Farm für Frau und Kinder einrichtet für den Fall, daß er vor ihnen stürbe. Im Pfarrgrundstück ist unlängst ebenfalls eine Zisterne, das heißt ein mit Zement ausgemauerter Brunnen, fertiggestellt worden, und am 24. November dieses Jahres haben wir Richtfest für die neue Kirche gehabt. Nach dem Richtfest hat unser Geistlicher eine Rede gehalten, die ich Ihnen, lieber Herr, hiermit ohne seine Weisung selbst in meinem Namen zusende.

Mit der Bitte, daß Sie uns nunmehr baldigst Ihre Zeitung zuschicken und auf zuverlässige Bezahlung unsererseits hoffen dürfen, gebe ich Ihnen meine Adresse: John Charles Lehmann ,Cunninghams P.O.Bastrop Co: Texas und verbleibe in Liebe als

Ihr Freund
Jan Korla Lehmann (Wićaz) aus Dauban.

Anmerkung der Redaktion. Obwohl wir niemandem zur Auswanderung nach Amerika und Australien zureden, veröffentlichen wir doch nach eigenem Ermessen Briefe, die von Sorben stammen und die Sorben betreffen. Wenn mit "witzigen und zupackenden" Gesprächen die von Hans und Moc im obigen Brief gemeint sein sollten, wollen wir die weit entfernten sorbischen Kolonisten nicht wegen Injurien verklagen, ansonsten jedoch gedenken wir unser journalistisches Programm ihretwegen in keiner Wiese zu ändern.

[Musiat]