The Wendish Research Exchange

045.000 Kilian to someone other than Walther, [CHI, Serbin Collection], 1857

mersiowsky - 5-10-2015 at 03:14 PM

Wendish Settlement, Cunningham P. O.
16 January 1857

Honorable Friend!

Not long ago 2 dozens of Pastor Brobst’s Calendars for the year 1857, which I ordered, arrived here. At the same time an issue of his “Jugendfreund” (Friend of Youth) and No. 6 of “Zeichen der Zeit” (Signs of our Times) came to me.

Please tell Pastor Brobst that I cannot subscribe to his “Jugendfreund” because 1) the members of my congregation are practically all Wends who nearly all do only read such religious periodicals which are printed in their language, and because 2) I for the my part now already subscribe to and receive more religious and political periodicals than I am able to read so that I can only consider those who give me something new about religion and politics. I would like to keep the copy of Pastor Brobst’s “Jugendfreund” to show to German acquaintances at opportune times.

But I herewith order the “Zeichen der Zeit” and wish to have all them from the beginning. But this alone happens with the most respectful and confident request not to make public anything I write.

Soon after my immigration to Texas I joined the Evangelical Lutheran Missouri Synod because this synod on one hand did not have the (papistic) elements of the Buffalo Synod and on the other hand the unionistic characteristics of the mostly unknown to me General Synod. But now my own synod , as appeared in the printed “Proceedings of the Second Session of the Western District of the German Evangelical Synod of Missouri, Ohio and other States in the Year 1856" (St. Louis 1856) and the last issue of the “Lutheraner in things about the “doctrine of end times” began a struggle that placed me great embarrassment. For I believed until now without doubts the future large conversion of the Jewish people and the final victory of the Church of Christ on earth. Therefore I wrote to Professor Walther in St. Louis and declared myself as neutral in the upcoming struggle. This position I intend to maintain with God at all cost until I obtain a clearer picture, than the one I now have, of the prophesy which is so dear to me. That is why I must subscribe to “Zeichen der Zeit,” as well as the “Lutheraner,” in order to hear what each party has to say and send a gold dollar for easier transport. [Most of two lines illegible.]

Now also give my [?] about the „Zeichen der Zeit“ so as they appear to me in the sent issue. I concur with the first essay directed against the “Lutheraner” in which the old Christian Gerber speaks. However, I think the intended “assembling of the people of God in Jerusalem” as a significant but wrong thing just like the crusades were. What Mr. Hoffmann said, came across as exceptionally weak. I see in these movements the continuation of the Spirit which, if I am not mistaken in 1820 , drove devout Wuertemburgers to the east and induced the establishments of the German settlements of Hoffnungsthal near Odessa and Catharinenfeld in the Caucasus, etc., in Russia. May things go as well with the families who now want to go Jerusalem as with the before-mentioned predecessors. I cannot and will not in any manner hinder the stream of emigrants who want to articles that are directed against the intended “Assembling of God’s People in Jerusalem” so that this matter could be dealt with as an open question, thereby the periodical could gain in its usefulness.

I regret that, I come into conflict with at the one hand side with my own synod and on the other hand side with the Zionists that speak in “Zeichen der Zeit”, so that it seems as if with my conception of the prophecy I would not find my home anywhere here in America.

With the friendly request on occasion to inform the concerned parties about such my thoughts, which for now would like to be concealed.

I remain in love and submission,
your Johann Kilian, Pastor.

[Symmank; Biar]


Wendisches Settlement, Bastrop Co. Cunningham P.O.
den 16ten Januar 1857

Hochgeehrter Freund!

Es sind ohnlängst 2 Dutzend Kalender das Herrn Pastor Brobst für das Jahr 1857, welche ich bestellt hatte, hier angelangt. Zugleich ist eine Nummer seines Blattes “Jugendfreund” und No. 6 der “Zeichen der Zeit” in meine Hände gekommen.

Sagen Sie gütigst dem Herrn Pastor Brobst, daß ich seinen “Jungendfreund” nicht mithalten kann, weil 1) meine Gemeindeglieder fast sämtlich Wenden sind, welche beinahe alle nur solche religiöse Schriften lesen, die in ihrer Sprache gedruckt sind und weil 2) ich für meinen Theil schon jetzt mehr religiöse und politische Blätter halte u. empfange als ich durchzulesen im Stande bin, so daß ich nur noch solche Schriften berücksichtigen kann, die mir in Materie der Religion und Politik Neues geben. Die zugesendete Nummer des “Jugendfreundes” will ich jedoch mit Erlaubniß des Herrn Pastor Brobst behalten, um sie gelegentlich deutschen Bekannten zu zeigen.

Die “Zeichen der Zeit” aber, bestelle ich hiermit und wünsche das Blatt von seinen Anfang an zu lesen haben. Allein das geschieht aber mit der ergebensten vertrauensvollen. Bitte ja nichts von dem, was ich schreibe, irgendwie zu veröffentlichen.

Ich habe bald nach meiner Einwanderung in Texas der ev. luther. Missouri Synode mich angeschlossen, weil diese Synode einerseits von den papistischen Elementen der Buffalo Synode und anderseits von dem angeblichen) unionistischen Wesen der mir noch wenig bekannten General Synode sich frei hält. Jetzt aber hat diese meine eigene Synode, wie die gedruckten “Verhandlungen der zweiten Sitzungen des Westlichen Districts der deutschen ev.-luther. Synode von Missouri. Ohio u. a. St. im Jahre 1856 „(St. Louis 1856) und die neuesten Nummern des “Lutheraner“ zeigen, in Sachen der „Lehre von den letzten Dingen” einen Kampf begonnen, der mich in große Verlegenheit versetzt. Denn ich glaubte bis jetzt ohne Bedenken: an die zukünftige große Bekehrung des Judenvolkes und den endlichen Sieg der Kirche Christi auf Erden. Daher habe ich an den Herrn Professor Walther nach St. Louis geschrieben und in dem eröffneten Kampfe mich neutral erklärt. Diese Stellung will ich auch mit Gott um jeden Preis behaupten bis ich über die Prophetie, die mir so lieb ist, ein klareres Licht erlange, als ich jetzt habe. Deshalb muß ich die “Zeichen der Zeit” mithalten, wie ich den “Lutheraner” halte, um zu hören, was jede Partei zu sagen hat. Ich sende um des leichtern Transports einen Golddollar ______. Vielleicht lassen [illegible]

Der[?] [N]un gebe ich noch mein [?] über die „Zeichen der Zeit“ [so] wie sie in der mir zugesende[te] [?] Nummer erscheinen. Dem gegen den “Lutheraner” gerichteten ersten Aufsatz, in welchem der alte Christian Gerber redet, kann ich nur beistimmen. Aber die beabsichtigte „Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem“ halte ich für eine bedeutende, aber verkehrte Sache, wie einst die Kreuzzüge es waren. Was Herr Hoffmann dafür sagte“, kommt mir außerordentlich schwach vor. Ich sehe in diesen Bewegungen die Fortströmung des Geistes, welcher gläubige Würtemberger, wenn ich nichr irre um 1820, nach dem Osten getrieben und die Gründung der deutschen Gemeinden Hoffungsthal bei Odessa und Catharinenfeld im Caucasus u. s. w. in Rußland bewirkt hat. Möchte es mit den Familien, die jetzt nach Jerusalem wollen, ein so gutes Ende nehmen, wie mit ihren eben gedachten Vorgängern! Ich kann u. will den Strom der Auswanderung, der nach dem Osten geht auf keine Weise hemmen. Aber ich wünschte, die lieben Leute zögen vorerst lieber nach Rußland in die Nähe ihrer Brüder als nach Jerusalem. Ich denke, auch die Redaction der “Zeichen der Zeit” thäte wohl, auch solche Aufsätze aufzunehmen, welche gegen die beabsichtigte “Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem” gerichtet wären, so daß diese Sache als offene Frage behandelt würde. Dadurch könnte das Blatt hinsichtlich seiner Nützlichkeit nur gewinnen.

Es thut mir leid, daß ich nach der einen Seite hin mit meiner Synode und nach der andern Seite hin mit den Zionisten, die in den “Zeichen der Zeit” reden, in Conflict komme, so daß es scheint, als ob ich mit meiner Auffassung der Weissagung, hier in Amerika nirgends meine Heimath finden werden sollte.

Mit dem freundlichen Gesuche, solche meine Gedanken den Betheiligten als Vertrauensworte, die für jetzt verborgen seyn wollen, gelegentlich mitzutheilen, bleibe ich in Liebe und Ergebenheit

Ihr Johann Kilian, Pastor

[Symmank; Biar]

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